Essen. Bei den Stadtwerken wird es künftig keinen Vorstandsvorsitzenden mehr geben, sondern eine Vorstands-Doppelspitze. Das dürfte künftig auch Kosten sparen.
Die Suche nach einem Nachfolger für Stadtwerke-Chef Bernhard Görgens (66) hat offiziell begonnen. Der städtische Versorger hat vor einigen Tagen eine Stellenanzeige in einer kommunalen Fachzeitschrift geschaltet.
Das Auffällige: Gesucht wird lediglich ein Mitglied des Vorstandes – zuständig für den kaufmännischen Bereich. Damit wird es in Zukunft offensichtlich keinen Vorstandsvorsitzenden mehr an der Spitze der Stadtwerke AG geben, sondern eine gleichberechtigte Doppelspitze – zusammen mit dem Technikvorstand Dietmar Bückemeyer. Görgens scheidet zum 31. Dezember 2013 aus. Er ist seit 2002 kaufmännischer Vorstand und seither auch Vorsitzender der Stadtwerke. Zuvor war er Stadtdirektor in Essen.
Keine politische Figur
Sein Nachfolger soll nicht mehr aus dem Dunstkreis der Politik sondern aus der Branche kommen. Vor allem die Arbeitnehmervertreter sollen auf eine entsprechende Formulierung im Ausschreibungstext gedrungen haben. Dort heißt es: „Das Profil der Aufgabe wendet sich an Damen und Herren, die über einschlägige Erfahrung in der Leitungstätigkeit der ersten Führungsebene der Energie/Versorgungsbranche mit möglichst kommunalem Hintergrund verfügen.“
Aufsichtsratschef und CDU-Bürgermeister Franz-Josef Britz bestätigt: „Wir brauchen jemanden, der etwas vom Geschäft versteht“. Allerdings sollten dem oder der Neuen die kommunalen Besonderheiten des Geschäftes nicht fremd sein. Mit der Installierung einer Vorstands-Doppelspitze ist wohl auch klar: Die Personalkosten für die Leitung werden sicherlich sinken. Denn ein Nachfolger wird als „normaler“ Vorstand kaum soviel verdienen wie Vorstandschef Görgens, der übrigens der kommunale Spitzenverdiener bei den Stadttöchtern ist. Im Jahr 2010 bekam Görgens 227.300 Euro Gehalt plus 67.145 Euro an Tantiemen.
Noch kein neuer Chef
Dass man bei den Stadtwerken künftig Personalkosten an der Spitze spart, darf auch als Signal in der aktuellen Debatte um Führungsposten und –gehälter bei den städtischen Töchtern verstanden werden. Wer Görgens indes als EVV-Chef nachfolgt, ist noch nicht ausgemacht. Hier laufen noch Diskussionen, ob es künftig einen eigens dafür berufenen Chef – ohne Doppelfunktion gibt. Ob Görgens möglicherweise solange an der Spitze der EVV bleibt, ist offen.
Allerdings dürfte die Zeit, einen Nachfolger für ihn bei den Stadtwerken zu finden, knapp werden. Denn schließlich können Führungskräfte nicht kurzfristig aus ihren Verträgen aussteigen. Aufsichtsratschef Britz ist dennoch zuversichtlich: „Wir hoffen, dass wir bis zu den Sommerferien jemanden gefunden haben.“