Die Evangelische Kirche entscheidet am Samstag, 25. Mai, endgültig, ob sie eine weiterführende Schule gründet, oder ob das Projekt endgültig begraben wird. Die Entscheidung liegt bei den 163 Vertretern der Gemeinden. Sie kommen zur Synode zusammen, einer Art Kirchenparlament.

Die Wahl ist alles andere als reine Formsache. Es wird damit gerechnet, dass die Entscheidung außerordentlich knapp ausfallen wird. Gewählt wird in geheimer Abstimmung. Zuletzt hatte ein ungewöhnlicher Vorgang verdeutlicht, dass die Stimmungslage innerhalb der Kirche offenbar sehr gespalten ist, was das Projekt „Zukunftsschule“ betrifft: Der Finanzausschuss des Kirchenkreises hatte das Projekt einstimmig abgelehnt - mit Verweis auf zu hohe finanzielle Wagnisse.

Als Domizil ist das Gebäude der Gesamtschule Süd (Stadtwald) ausgemacht. Diese Schule läuft aus, bildet keine Eingangsklassen mehr. Die Kirche müsste es von der Stadt kaufen und umbauen – es muss barrierefrei gestaltet werden. Die Schule der Evangelischen Kirche soll eine Gesamtschule werden, die auch Kinder mit Behinderungen aufnimmt. Die Kirche sieht sich mit ihrem Behindertenreferat „Aktion Menschenstadt“ schon jetzt als Vorreiter inklusiver Bildungspolitik – nur, bislang, ohne eigene Schule.

Das Investitionsvolumen wird auf 17,8 Mio. Euro taxiert. Die Kosten wären, kurz gesagt, erst in drei Jahrzehnten wieder eingespielt. „Damit“, sagt Kirchen-Geschäftsführer Hans-Georg Eger, „ist die Schule zum Erfolg verdammt.“ Sie soll dreizügig starten, Eltern müssten einen Monatsbeitrag von etwa 130 Euro aufbringen. Der Finanzausschuss hielt das Risiko für „nicht vertretbar“ – doch der Kreissynodalvorstand der Kirche, das oberste Führungsgremium, folgte dieser Einschätzung nicht. „Das hat es“, sagt Assessor Helmut Keus, „bei einer so wichtigen Frage noch nie gegeben.“ Zwar seien die Risiken richtig benannt worden – aber: „Die Chancen, die die Schule bietet, sind langfristig höher“, findet Keus. Während es mehrere Bistums- und katholische Ordensschulen in Essen gibt, hat die Evangelische Kirche nichts Vergleichbares im Angebot. Die Schule werde Zukunftssicherung leisten und ohne Kirchensteuern auskommen. Sie liefere „Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit“.