„Pornoladen - aus dem Unterleib der Stadt“ heißt das dritte Bürgerbühnen-Projekt, das Schauspiel-Dramaturg Marc-Oliver Krampe mit Laiendarstellern stemmen will. Laien? Krampe spricht lieber von „Experten“.
An der regionaltypischen Liebe zum Fußball („Balls“) und am Heimatgefühl („Heimspiel“) hat Krampe seine jeweiligen Experten schon erfolgreich arbeiten lassen. Auf sein drittes Thema sei er gestoßen bei einem Besuch in einem Sexclub, erzählt Krampe bei der Matinee im Café Central: „Ich war fasziniert von der Anonymität dort.“ Er tauchte tiefer ein ins Thema, besuchte Hilfsorganisationen, sprach mit Sexarbeitern, machte ein Praktikum auf dem Schwulenstrich - und hatte am Ende 800 Seiten Interview-Texte sowie ein Team von elf „Experten“, deren Erzählungen er inzwischen auf 35 Textbuch-Seiten verdichtet hat. Die Ensemblemitglieder Lisa Jopt, die das schon aus „Balls“ kennt, und Johann David Talinksi fungieren als Moderatoren zwischen den Erzählungen der Sexarbeiterinnen und ihrer Partner. Das heißt aber auch: Sie haben die vergangenen Monate an Poledance-Stangen üben müssen.
Die Anonymität, die den Dramaturgen so fasziniert hat, findet sich auf der Bühne der Casa wieder, berichtet Bühnenbildnerin Lisa Marie Rohde: Zu Beginn werden die Darsteller hinter einer schützenden Mauer aus Glasbausteinen stehen, bis sie selbst den Schritt wagen hinaus auf die Bühne - eine sinnreiche Spiegelung.
Sie habe sich auf dem Theater bei den Interviews ebenso wie bei der Probenarbeit „sehr gut aufgehoben“ gefühlt, erzählt „Expertin“ Jasmin, die als „Diva la rouge“ im Internet als Amateur-Pornodarstellerin, Fotomodell und Sexpartnerin unterwegs ist. Ihre Einstellung zum bezahlten Sex: „Man sollte es mögen und nicht nur des Geldes wegen machen.“ Gleiches gelte auch für das Agieren für das Stück „Pornoladen“, sagt sie: „Wenn mir etwas zu viel wird, höre ich auf“ - beim Sex wie beim Theaterspielen.
Ein gutes Stichwort für die These des Dramaturgen Krampe. es gebe manche Parallelen zwischen Theaterleuten und Sexarbeitern: „Wir berühren Sie, und Sie zahlen dafür. Wenn Theater gut ist, ist es auch Sex.“