Bei Max Uhlig ist der Mensch ein Splitterwesen. Seine Porträts wirken, als hätte er das Abbild zunächst einmal in tausend Scherben fallen lassen, um es dann mit schwarzem Strich und schroffen Linien wieder zu einem neuen Ganzen zusammenzufügen. In der Galerie Klose zeigt der 75-jährige Maler, Zeichner und Grafiker nun Arbeiten aus mehreren Jahrzehnten, nicht nur seine berührenden, an Dornenhäupter erinnernden Porträts, sondern auch Straßenszenen und Landschaften. Da entwickeln auch farbleuchtende französische Bergzüge und Baumkronengruppen unter dem schwarzen Strichehagel seines Pinsels ihre besondere rhythmische Spannung.
Max Uhlig sucht die immer wieder neue Sicht auf das Bekannte und Vertraute. Und er sucht den Austausch mit seinem Gegenüber. Uhlig, der langjährige Grafiker, sensible Beobachter, kritische Mitdenker, ist ein blendender Erzähler und kundiger Zeitzeuge der ehemaligen DDR, heute ein wenig gebeugt von 20 Jahren Steindruck und dem Künstlerdasein unter einer Staatsmacht, die seine Ausstellungen nach wenigen Tagen „wegen Inventur“ schließen ließ, wenn sie den Entscheidern nicht passten. Einen Ausreiseantrag hat er trotzdem nicht gestellt, „meine Kinder, meine Modelle hätten dafür bezahlen müssen“, sagt Uhlig, „man konnte so nicht gehen.“
Heute sind seine Arbeiten in den großen Häusern von Berlin bis München, von Washington bis Wien zu sehen. Bekannt wurde sein Porträt von Gerhard Schröder, der ihm als niedersächsischer Ministerpräsident und später auch als Kanzler Modell gesessen hat. Nachdem sich Schröder allerdings auch als Bewunderer des DDR-Malers und Funktionärs Willi Sitte zu erkennen gab, hat ihm Uhlig einen geharnischten Brief geschrieben, der sozialistische Realismus ist ihm bis heute ein Gräuel.
Einen Schröder-Kopf hat er aber mit nach Essen gebracht, das Doppelporträt mit Dietrich Hoppenstedt ist eines der wenigen Arbeiten in Öl, neben Radierungen, Tuschezeichnungen und Lithographien. „Wartende“ heißt eine Reihe von Kohlzeichnungen aus den 80ern. Schwarzseher als künstlerische Lichtgestalten.