Essen. Ein Jahr lang Hippo-Therapie: Nach einem WAZ-Bericht unterstützen Paten die kleine Aaliyah. Die Geschichte ihrer Familie und deren Alltag mit einer beeinträchtigten Tochter berührte die Leser
Auf Noris Rücken entspannt Aaliyah (7) und lacht. Dabei bereitet ihr das Reiten auf dem Isländer nicht nur riesige Freude, sondern bedeutet gleichzeitig enorme Anstrengung. Aaliyah kann wegen ihrer Beeinträchtigung nicht laufen und nicht selbstständig sitzen. Ihre Hippo-Therapie auf dem Carolinenhof, einem integrativen Reitstall in Kettwig, ermöglichen Paten, die ein Jahr lang 190 Euro im Monat zahlen.
Aaliyahs Geschichte hat sie berührt, erzählt Hippo-Therapeutin Silke Meyer zu Riemsloh, während sie Nori und Aaliyah auf den Reitplatz begleitet. Erfahren haben die Paten aus unserer Zeitung vom Schicksal der Familie. Mutter Melanie Sayin berichtete damals von ihrem Alltag, zu dem es gehört, dass Aaliyah stündlich Nahrung über eine Sonde bekommt. Zu dem es in den ersten Jahren gehörte, dass Aaliyah bis zu 20 Mal am Tag erbrach, bis heute schwebt sie mitunter in Lebensgefahr. Die 44-Jährige sprach von vielen Klinik-Aufenthalten und ihren Nächten, die sie oder ihr Mann immer neben der Tochter verbringen. Und stets darauf achten müssen, dass Aaliyahs jüngere Schwester nicht zu kurz kommt.
Aaliyah fiel kurz nach der Geburt ins Koma. Ursache dafür war Milch und das Eiweiß darin, das für Aaliyah Gift ist, da sie es durch eine Störung im Harnstoff-Zyklus nicht abbauen kann. „Weil der Gen-Defekt so spät erkannt worden ist, ist Aaliyah behindert“, sagt ihre Mutter.
Auf dem Carolinenhof sind die Kinder für die vielen Helfer und Ehrenamtlichen beeinträchtigt. Bodo Hörnemann ist einer von ihnen, er hält Noris Zügel in der Hand, während Aaliyah anwechselnd ihn und die Hippo-Therapeutin anstrahlt. Vertraute Menschen sind wichtig für die Siebenjährige, die bei Aufregung nach wie vor schnell erbricht. Obwohl ihre Mutter das seit einiger Zeit mit einem leichten Abführmittel gut im Griff hat, war Aaliyahs erster Besuch auf dem Hof eine kleine Katastrophe. „Wir konnten ihr nichts zeigen, weil sie ständig würgte“, erinnert sich Silke Meyer zu Riemsloh. Den Stallgeruch empfindet Aaliyah immer noch als unangenehm, aufs Reiten hat sie sich jedoch von Anfang an gefreut.
Der Carolinenhof in Kettwig
Auf den Carolinenhof in Kettwig leben rund 20 Pferde in einer Herde im Laufstall. Auf ihnen reiten zurzeit etwa 150 Kinder, von denen mehr als die Hälfte beeinträchtigt ist. 280 Mädchen und Jungen sollen es werden, überwiegend Kinder mit Beeinträchtigung. Das ist das Ziel der Stiftung Regenbogen, gegründet von einer Familie, um Hippo-Therapie und integratives Reiten (Kinder mit und ohne Beeinträchtigung) zu ermöglichen. Ehrenamtliche helfen bei den Reitstunden oder im Büro.
Bei der Hippo-Therapie (halbe Stunde 40 Euro) zahlen Eltern, so viel sie können. Die Stiftung bezuschusst jede Reitstunde, Krankenkassen nicht (bis auf wenige private). Ein weiterer Teil kommt von Paten: Sie zahlen 150 Euro für heilpädagogisches Reiten, für die Hippo-Therapie 190 Euro im Monat. Pferde-Paten zahlen 60 Euro, pflegen ihr Pferd und reiten es einmal im Monat. Monatskarte integrativer Reitunterricht: 75 Euro.
Carolinenhof, Oefte 10, Tel.: 02054-93 66 580, www.carolinenhof.de