Lange Gesichter bei den Sparern, frohlockende Vorfreude bei denen, die sich (Bau-)Geld leihen wollen: Dass die Europäische Zentralbank ab morgen den Leitzins senkt, spüren in Kürze mutmaßlich auch die Bürger im Portemonnaie. Und was ist mit der Stadt Essen, die mit Liquiditäts-Krediten (so etwas wie die städtischen „Dispo“-Kredite) von mehr als 2,3 Milliarden Euro zu den am höchsten verschuldeten Kommunen der Republik zählt? Profitiert auch sie von weiter sinkenden Zinsen?

Stadtkämmerer Lars Martin Klieve dämpft vorab allzu große Erwartungen: Er sei da, sagte er gestern am Rande des Mittelstands-Empfangs der NRZ, „verhalten skeptisch, dass sich das auch in unserer Rechnung niederschlägt“.

Denn was die Banken an Zinssenkungen weiterreichen, holen sie sich im Zweifel über so genannte Liquiditäts-Aufschläge zurück. Es gab Zeiten, da konnte die Stadt Kredite abschließen, die drei Basispunkte, also 0,03 Prozent, unter den Konditionen für Zinssicherungs-Abmachungen lagen. Wer glaubt, das sei nicht viel, sollte bedenken: 0,03 Prozent Zinsersparnis auf eine Milliarde Euro sind 300.000 Euro.

„Die Zeiten sind vorbei“, sagt Klieve jetzt, froh darüber, dass sich das immer noch niedrige Zinsniveau für städtische Kredite wohl erst einmal halten lässt: 35,2 Millionen Euro zahlt die Stadt hochgerechnet allein 2013 für ihren „Dispo“ bei einem Durchschnitts-Zinssatz von 1,28 Prozent. Klingt sehr wenig und ist es auch, dabei lag der Durchschnitt vor drei Monaten bei nur 1,16 Prozent.

Weiter steigende Zinsen könnten viele Sparerfolge zunichte machen, darum lässt sich auch Klieve den Optimismus nicht nehmen: Sinkende Zinsen? „Ich würde mich gerne angenehm überraschen lassen.“