Eine der bedeutendsten Fotosammlungen des Landes besitzt einen neuen Schatz: Mit dem Erwerb der Sammlung Scheidegger holt die Fotografische Sammlung einige Ikonen der Reportage-Fotografie ins Haus. Unter den 87 Originalabzügen von sechs Fotografen der legendären Foto-Agentur Magnum befinden sich Meilensteine der Fotogeschichte, darunter Henri Cartier-Bressons großformatige Abzüge von Gandhis Begräbnis in Dehli (1948) oder Robert Capas Aufnahme von der „Landung der alliierten Truppen in der Normandie“ (1944), die von Steven Spielberg später in „Der Soldat James Ryan“ nachgestellt wurde. Zur Sammlung gehört auch Capas weltberühmtes Antikriegsbild „Tod eines republikanischen Soldaten“. Das Bild, das 1936 in den Wirren des spanischen Bürgerkriegs entstand, zeigt einen taumelnden Soldaten, der im Kugelhagel zu Boden geht, das Gewehr gleitet ihm aus der Hand. Ob das Bild tatsächlich im Schlacht-Gemenge entstand oder gestellt wurde, darüber ist seit Jahren eine Experten-Diskussion entbrannt. Für Florian Ebner, Chef der Fotografischen Sammlung, ist der Ankauf vor allem Anlass, auch das restliche Werk Capas besser kennenzulernen. So seien unter den 19 Capa-Bildern Aufnahmen aus dem japanisch-chinesischen Krieg, die bislang selten zu sehen waren und ermöglichen sollen, den wichtigen Reportage-Fotografen neu zu entdecken, der mit nur 41 Jahren im Indochinakrieg starb, als er auf eine Landmine trat. Ein Ausstellungs-Termin steht aber noch nicht fest.
Finanziert wurde der Ankauf mit Hilfe der Krupp-Jubiläums-Stiftung für Kunst und Museumszwecke. Der Schweizer Ernst Scheidegger, Jahrgang 1923, der dem Museum Folkwang dazu 25 Abzüge seines eigenen fotografischen Werkes geschenkt hat, wollte seine Sammlung in guten Händen wissen, die er in den Jahren 1952 bis 1955 im freundschaftlichen Austausch mit Kollegen der Agentur Magnum aufgebaut hat.