Essen. Bei der Champions-League-Partie Real Madrid-BVB platzten viele Essener Kneipen aus allen Nähten. Doch auch frei empfangbare Spitzen-Spiele locken inzwischen Gäste: Das Gemeinschaftserlebnis zählt.
Bier, Cola, Fußball – das ist ein Dreiklang, der sich auch für manche Essener Kneipe auszahlt. Und wie sich beim Champions-League-Halbfinale Real Madrid-Borussia Dortmund in dieser Woche eindrucksvoll gezeigt hat, gilt das nicht nur bei Europa- oder Weltmeisterschaften. „Das ist gut angekommen, 500 Leute waren sicher hier“, freut sich etwa Holger Walterscheid vom Bahnhof Süd über den Dienstag, an dem nach Abpfiff noch in den Mai getanzt wurde.
Zwei Wochen im Voraus waren alle Tische mit Bildschirm-Blick in der Kneipe reserviert, der Biergarten war zwei Stunden vor Spielbeginn überfüllt. Dass mancher Zaungast mitschaute, kann der Gastronom verschmerzen: „Wir haben ordentlich Umsatz gemacht.“ Walterscheid hält es für eine kluge Entscheidung, dass er seit einem halben Jahr den Bezahlsender Sky abonniert hat, der viele Fußballspiele exklusiv ausstrahlt. Obwohl er an einen Jahresvertrag gebunden sei und so leider auch für Monate zahle, in denen kein Spitzenspiel läuft.
Darüber ärgert sich auch Christian Harmgardt vom Efeuhaus in Borbeck: „Ich zahle 320 Euro im Monat an Sky, und wenn nur Bundesliga läuft, zieht das keinen Gast.“ Ohne den Sender gehe es aber auch nicht, es sei ein Service, auf den seine Gäste vertrauen – und der im besten Fall etwas einbringt: „Am Dienstag waren 150 Leute da, und ich hatte so viel Umsatz wie sonst in einer Woche.“ Ob sich das beim Champions-League-Finale am 25. Mai wiederholen lasse, bleibe abzuwarten: „Das Spiel ist frei empfangbar – da können wir nur darauf setzen, dass die Atmosphäre hier geiler ist als auf dem Sofa zu Hause.“
Auch bei Sky spricht man von einem Wachstums-Trend, der stark mit dem Gemeinschaftserlebnis zusammenhänge: „Selbst Sky-Abonnenten sehen Topspiele in Gaststätten an“, sagt eine Sender-Sprecherin. Und das im Free-TV gezeigte Hinspiel BVB-Real hätten bundesweit 440 000 Zuschauer in Kneipen gesehen. Allerdings: Bei der exklusiv von Sky servierten Partie Bayern-Barca waren es sogar über 1 Million.
Dass der Sender je nach Kneipengröße monatlich 219 bis 629 Euro nimmt, hält Efeuhaus-Wirt Harmgardt für Abzocke. Die Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Christiane Behnke, klagt: „Die Gema gibt Dehoga-Mitgliedern zehn Prozent Rabatt, bei Sky beißen wir auf Granit.“ Trotzdem investierten immer mehr Essener Gastwirte in Beamer und Leinwände, trotzdem hat auch sie für ihre Budike in Kray den Bezahlsender abonniert. „Fußball zieht!“
„Und im Rudel ist es noch mitreißender als zu zweit daheim“, sagt Holger Walterscheid. Er habe schon Reservierungsanfragen fürs Finale.