Mit der Essener Kommunalpolitik hat Axel Witte auch schon eine Reihe von Erfahrungen gemacht. Es waren nicht die Besten. Noch zu Zeiten von Oberbürgermeister Wolfgang Reiniger hat sein Verband „Die Familienunternehmer“ ein Gutachten bezahlt, das einen Weg zur Sanierung der städtischen Finanzen aufzeigte. Es kostete 40 000 Euro, wurde 2005 allgemein gelobt - und verschwand dann in der Schublade. Eine Erfahrung, die den selbstständigen Steuerberater zwar abgeklärter, aber nicht bitter gemacht hat. Jüngst ließ sich Axel Witte in Berlin auf Bundesebene zu einem der Vizepräsidenten seines Verbands wählen.

Neuer Schwung, der auch der Essener Gruppe nützen soll, um die es in letzter Zeit etwas ruhiger geworden ist. 70 Mitglieder gibt es, darunter klangvolle Namen wie Deichmann, Erivan Haub, Oschatz, Collin, Von Scheeven und Hengstenberg. „Wir verstehen uns als das wirkliche Sprachrohr des Mittelstands“, sagt Witte. Die großen Verbände der Wirtschaft machen für seinen Geschmack ordnungspolitisch zu viele Kompromisse, nähmen zum Beispiel keine klare Haltung beim Thema Subventionen ein. „Wir lehnen Subventionen klar ab, selbst wenn sie der Wirtschaft zugute kommen“, so Witte. Wenn man die vielen Milliarden, die in Subventionstöpfen versickern, konsequent für Zukunftsthemen wie Bildung ausgeben würde, wären viele Probleme gelöst.

„Wir erwarten nichts vom Staat, wollen aber im Gegenzug bei unserer Arbeit keine Knüppel zwischen die Beine geworfen bekommen“, unterstreicht Witte. In der politischen Praxis passiere derzeit allerdings das Gegenteil. Trotz Steuer-Rekordeinnahmen der öffentlichen Hand sei die weitere Erhöhung von Abgaben zu einer Hauptforderung vieler Parteien geworden, aus seiner Sicht am schamlosesten trieben es derzeit die Grünen. „Wir müssen den Politikern öfter sagen, Freunde, Ihr verwaltet fremdes Geld.“

Bei der aktuellen kommunalen Debatte um den Kauf des Müllheizkraftwerks in Karnap durch die Stadt hat Witte ebenfalls eine klare Meinung: „Das wird kein gutes Geschäft und geht langfristig zu Lasten des Bürgers.“ Warum wolle RWE eigentlich die Anlage so dringend verkaufen? „Nachtigall, ick hör dir trapsen“, spottet Witte. Nützen wird es wohl nichts. Wenn die politischen Signale nicht täuschen, stehen derzeit die Zeichen auf Kaufen.