Wie sieht wohl der Mensch aus, der dem letzten Bullen Mick Brisgau das Leben eingehaucht hat, jener kernigen Sat1-Serienfigur, die die Herzen der Frauen seit vier Staffeln höher schlagen lässt? Nun, Stefan Scheich ist auch blond, blauäugig, hat breite Schultern und ist überzeugter Essener Jung. „Mehr Ähnlichkeit gibt es aber nicht“, sagt der Drehbuchautor und grinst dabei ein wenig zu verschmitzt.
Henning Baum ist als letzter Bulle ein Glücksgriff
Gemeinsam mit Studienfreund Robert Dannenberg (36), ebenfalls ein gebürtiger Essener, der allerdings der Liebe wegen nach Mülheim gezogen ist, hat der 35-Jährige die meisten Geschichten zur humorigen Krimiserie geschrieben: „Unser erstes erfolgreiches Projekt als Drehbuch-Duo“, sagt Dannenberg. Ihre Arbeitsteilung ist optimal: Scheich ist ein Tag-, Dannenberg ein Nachtmensch. „Ich fange morgens an, schicke gegen Abend meine Entwürfe und Robert bastelt nachts weiter.“
Als sie das Konzept entwickelten, war zunächst Berlin als Heimat von Mick Brisgau, dem Polizisten, der nach 20 Jahren Koma erwacht und ins „digitale“ Zeitalter geworfen wird, im Gespräch. „Doch da spielen derzeit mehr als 80 Prozent aller Serien, also haben wir unsere Heimatstadt ins Auge gefasst.“ Die Produzenten waren schnell einverstanden, und so entwickelte sich der Bulle zum Ruhrpottler mit entsprechendem Mundwerk. „Dass Henning Baum diese Rolle so optimal ausfüllt, ist ein echter Glücksfall“, meint Scheich. Ein Glücksgriff ist auch die musikalische Untermalung: Die Songs aus den 1970er und 80er Jahren werden wie Kommentare eingesetzt und sind die Hauptpfeiler der Serie. „Bei jedem Lied erinnern sich Zuschauer an die erste Fete im Partykeller, den ersten Kuss oder den ersten Absturz“, so Dannenberg.
Auch wenn im Film alles locker und lustig rüberkommt - das Verfassen von Drehbüchern ist harte Arbeit. Das Handwerk dazu haben Scheich und Dannenberg in Ludwigsburg erlernt, wo beide Filmwissenschaft mit Schwerpunkt Drehbuch studierten. „Wir gehen rational und analytisch an jede Szene heran, planen den Geschichtsstrang systematisch“, erzählt Scheich.
Anderthalb Monate brauchen sie von der Idee bis zur Fertigstellung einer einzigen Folge. Dabei haben sie die Figuren kontinuierlich weiterentwickelt, „aber manches hat sich auch irgendwie verselbstständigt“, sagt Scheich. Wie die zahlreichen Sprüche von Mick, die mittlerweile Dauerbrenner auf deutschen Bürofluren sind.
Der Erfolg hat beide dennoch überrascht: „Scheinbar haben wir irgendwie einen Nerv getroffen mit der Figur Mick Brisgau“, glaubt Scheich. Der letzte Bulle sei ein Stehaufmännchen, der das Beste aus jeder Situation herausholt. „Er erklärt uns ja auch ein Stück weit die Welt, wenn er seinen Partner verständnislos fragt, was ein Flashmob ist“, meint Dannenberg, der bei dem Schreiben der vierten Staffel auf Stefan Scheich verzichten musste.
Der Essener hatte sich ausgeklinkt, um sich als Buchautor zu versuchen: „Blutwurstblues“ heißt sein Erstlingswerk und ist natürlich ein „Letzter Bulle Roman“ mit deutschen Taubenzüchtern, chinesischen Diplomaten und natürlich dem Macho Mick Brisgau und seinem Team.