Die Stadt will die Jugendarbeitslosigkeit stärker bekämpfen und vor allem schon im Vorfeld daran arbeiten, dass Jugendliche gar nicht erst „ins Hartz-IV-System rutschen“, so Sozialdezernent Peter Renzel. Derzeit sind beim Jobcenter der Stadt 2452 jugendliche Hartz-IV-Empfänger arbeitslos gemeldet. Das sind etwa genauso viele, wie es durchschnittlich im vergangenen Jahr schon waren. „Es hat sich ein fester Sockel gebildet, und an den müssen wir ran“, sagte Renzel.
Allerdings wird das Jobcenter dieses Jahr erneut weniger Geld vom Bund bekommen, um Programme für arbeitslose Jugendliche aufzulegen. „Wir müssen die Mittel deshalb zielgerichteter einsetzen“, sagte Renzel.
70 Prozent ohne Schulabschluss
Die Wege, die die Stadt gemeinsam mit dem Jobcenter und den sozialen Einrichtungen gehen will, sind vielschichtig. Es beginnt damit, dass die Stadtverwaltung derzeit mit den Schulen und mit Wirtschaftsvertretern ein Übergangsprogramm aufbaut. Dieses will Schüler ab der achten Klasse besser auf die Berufsausbildung vorbereiten und auch verhindern, dass Jugendliche ohne Abschluss die Schule verlassen. Denn ein fehlender Abschluss ist einer der häufigsten Gründe, warum Jugendliche später keinen Job finden. Rund 70 Prozent der arbeitslosen jungen Hartz-IV-Empfänger in der Stadt betrifft das. Das Übergangsprogramm soll nach Aussage von Renzel bis zum Schuljahr 2017/18 an allen Schulen angeboten werden.
Des Weiteren will die Stadt die Vernetzung der lokalen Träger vorantreiben. Bei der Jugendhilfe beispielsweise startete kürzlich das Projekt „PerspektivCenter“. Das Jobcenter vermittelt junge Leute dorthin, die noch nicht wissen, was sie beruflich machen wollen, die häufig auch Vermittlungshemmnisse haben. Im PerspektivCenter wird mit ihnen an Ideen gearbeitet und sie können sich in verschiedenen Berufen, die bei der Jugendhilfe ausgebildet werden, ausprobieren.
Nach Aussagen der Jugendhilfe kommen immer mehr junge Menschen mit vielschichtigen Problemen. Das können Angststörungen, Essstörungen, Drogenabhängigkeit usw. sein. Oftmals geht es bei diesen Fällen erst einmal darum, sie überhaupt fähig für einer Berufsausbildung zu machen. Die Jugendhilfe hat deshalb ihre Mitarbeiter auch stärker auf das Erkennen solcher Krankheitsbilder geschult.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund in Essen, der die stärkere Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in Essen schon länger anmahnt, begrüßt die Initiative. Gleichzeitig fordert der Vorsitzende Dieter Hillebrand auch von der Wirtschaft in Essen, benachteiligten Jugendlichen mehr Chancen auf eine Ausbildung und einen Job zu geben. „Es nützt die beste Qualifizierung nichts, wenn wir Warteschleifen-Karrieren produzieren.“