Essen. Ein Opfer berichtet vom Ring-Trick, der derzeit offenbar häufig gelingt: Passanten wird wertloser Schmuck angedreht, den ein Betrüger zunächst wie zufällig auf dem Bürgersteig findet. Beim Fundbüro Essen wurden bereits rund 40 der wertlosen Schmuckstücke abgegeben.

„Da habe ich einem jungen Mann auf Abwegen auch noch Bestärkung gegeben“, erzählt Manfred Stoll (Name geändert) aus Rüttenscheid. Der 53-Jährige ist auf den Ring-Trick hereingefallen. Sein Schaden beträgt in dem Fall zwar lediglich zehn Euro, doch Manfred Stoll will andere warnen.

Der Polizei werden regelmäßig Trickbetrügereien angezeigt, wie etwa Fälle von falschen Wasserwerkern, die sich Zutritt zur Wohnung verschaffen, um Wertgegenstände zu stehlen. „Die Tendenz beim Ring-Trick ist steigend“, sagt Polizei-Sprecherin Tanja Horn. Was der Polizei ebenfalls auffällt: Trick-Betrüger haben sich von der Wohnungstür auf die Straße verlagert, wo sie in der Regel Senioren ansprechen, ihnen etwa eine Karte zeigen und nach dem Weg fragen, während sie darunter die Geldbörse leer räumen.

Mann wollte den Ring nicht selbst zum Fundbüro bringen

Im Fall des Ring-Tricks beschreibt das Opfer die Masche mit dem wertlosen Messing-Modeschmuck selbst: „Ein junger Mann überholte mich auf der Annastraße, bückte sich und hob was hoch.“ Von Glück soll der Fremde gesprochen haben. „Ich habe ihm gesagt, er müsse den Ring zum Fundbüro bringen, und dass er ihn nach etwa drei Monaten gegen eine Gebühr selbst wiederholen könne, wenn er nicht abgeholt wird“, sagt Manfred Stoll.

Weil der Mann ihm aber erklärte, dass er nicht von hier sei und zudem Probleme mit der Polizei habe, nahm der 53-Jährige den Ring nicht nur an: „Ich meinte – ohne den tatsächlichen Wert bestimmen zu können – ihm fünf Euro geben zu müssen“. Der Betrüger entdeckte in der Geldbörse weitere fünf Euro und bat eindringlich darum. Er bekam sie.

Ganze Schachtel voller Messing-Ringe bei Fundbüro

Im Fundbüro erfuhr Manfred Stoll vom Ring-Trick. Ein Mitarbeiter hielt ihm eine ganze Schachtel voller Messing-Ringe hin und bat ihn, auch andere in der Nachbarschaft zu warnen. „Beim Fundbüro sind ca. 30 bis 40 Ringe mit der gleichen Masche abgegeben worden“, bestätigt die Stadt. Was kaum nachvollziehbar erscheint, beginnt mit einem Gespräch, in das Opfer verwickelt werden. „Dann läuft die Tat schon“, sagt Tanja Horn, die die Dunkelziffer der Betrugs-Tricks als hoch einstuft. Die Polizei rät in immer zur Anzeige: „Nur so erkennen wir, auf welche Straßen oder Stadtteile sich Täter konzentrieren oder erfahren neue Maschen“.

Familien wissen oft nichts von Opfern in ihren Reihen: „Sagen Sie meinem Sohn nichts davon“, bitten sie mitunter die Polizei, wenn sie den Betrug melden. Sie schämen sich. Älteren Menschen nimmt das Gefühl, hereingefallen zu sein, auch Vertrauen und Sicherheit. Tanja Horn: „Bei den Opfern hängt oft mehr dran als der Geldverlust.“