Essen. . Die NRW-Regierung will die Krankenhauslandschaft neu ordnen. Erste Rahmenvorgaben für den neuen „Krankenhausplan 2015“ liegen bereits vor. Demnach sollen rund neun Prozent der Krankenhausbetten im Land wegfallen. Was könnte das für Essen bedeuten?

Sicher ist: In der nordrhein-westfälischen Krankenhauslandschaft wird sich etwas bewegen. So fordert es die Gesetzeslage, so hat es die rot-grüne Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt. Die Bevölkerungsentwicklung, der medizinische Fortschritt und neue Formen der Zusammenarbeit machen Veränderungen nötig, heißt es. Wobei „Veränderung“ nicht zuletzt den Abbau von Kapazitäten bedeuten wird, abgesehen von nötiger Aufstockung in einzelnen, speziellen Bereichen.

Wie genau der Wandel vonstatten gehen soll, steht noch nicht fest, erste Rahmenvorgaben für den neuen „Krankenhausplan 2015“ liegen aber vor. Demnach sollen rund neun Prozent der Krankenhausbetten in NRW wegfallen. Was könnte das für Essen bedeuten?

Versorgung deutlich überdem Bundesdurchschnitt

Essen ist mit seinen rund 6270 Klinikbetten vergleichsweise sehr gut ausgestattet. Bei rund 571.000 Einwohnern kommen auf 1000 Essener fast elf Betten. Deutschlandweit sind es laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) lediglich 5,7 Betten pro 1000 Einwohner, der Schnitt der OECD-Mitgliedsländer liegt bei 3,4. Legt man die Abbauquote der Landesregierung – die bei der Umstrukturierung neben quantitativen freilich auch qualitative Kriterien berücksichtigen will – auf Essen an, fielen hier rein rechnerisch mehr als 500 Betten weg, also zwei kleinere oder eine mittelgroße Klinik.

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Oliver Hartmann, Regionaldirektor der AOK, wüsste nicht recht, wo man Abstriche in diesem Umfang machen wollte. Sicher, die örtliche Krankenhauslandschaft sei dicht besiedelt. „Wir sind ein Gesundheitsstandort. Rein von der Versorgung her zählen wir zu den fünf größten der Republik.“

Überkapazitäten oder Doppelversorgung seien dennoch nicht erkennbar. „Es gibt einen hohen Grad an Spezialisierung, auch in der Abgrenzung der Kliniken zueinander. Viele haben ihre Schwerpunkte und kommen sich nicht ins Gehege“, sagt Hartmann und verweist etwa auf die Kliniken Essen-Mitte mit ihrem Onkologie-Zentrum oder das Elisabeth-Krankenhaus mit seiner Geburtsklinik.

Krankenhausverbünde spielen eine große Rolle

Zudem behandelten Essener Krankenhäuser nicht nur Essener, sondern auch Patienten aus umliegenden Städten. „Wir versorgen noch mal eine viertel Großstadt mit.“ Ein „Sorgenkind“ unter den Krankenhäusern sehe er derzeit nicht.

Das liegt nicht zuletzt daran, dass keine der Essener Kliniken mehr alleine da steht. Verbünde spielen bei der Wirtschaftlichkeit von Krankenhäusern heute eine entscheidende Rolle, und in Essen ist der Grad der Zusammenarbeit hoch.

„Diese Fusionsprozesse haben wir in Essen schon hinter uns, das ist ein Vorteil“, so Hartmann. Zuletzt begab sich noch das Kamillushaus, die Fachklinik für Suchtkrankheiten, unter das Dach der Katholischen Kliniken Ruhrhalbinsel, zu denen auch das St. Josef Krankenhaus in Kupferdreh zählt.

Eines der kleinsten Häuser in der Stadt ist das St. Vincenz Krankenhaus in Stoppenberg mit weniger als 200 Betten. Doch auch hier weiß man sich im Verbund, in diesem Fall mit dem Philippusstift in Borbeck und dem Marienhospital Altenessen. Den Änderungen in der Bedarfsplanung des Landes sehe man ohne Sorge entgegen, so Oliver Gondolatsch, Sprecher des Verbunds Katholisches Klinikum Essen. Gerade für den Essener Norden seien die Kliniken in ihrer jetzigen Struktur unverzichtbar, da gebe es kein Bett zu viel. „Wir sind ein Krankenhaus mit drei Standorten und wollen und werden das auch bleiben.“