Sie wühlen im Abfall, fischen nach leeren Flaschen: Pfandsammler machen sich für wenig Geld die Hände schmutzig. Nun wollen menschenfreundliche Aktivisten den Sammlern die Arbeit erleichtern: Leergut soll nicht in, sondern neben Mülltonnen landen. Was in einigen Städten schon zaghaft umgesetzt wird, soll auch in Essen gelingen – mit Hilfe des Oberbürgermeisters.

Wo Getränke öffentlich konsumiert werden, sind Flaschensammler nicht weit: Wenn das Partyvolk am Wochenende durch die Clubs entlang der Rüttenscheider Straße zieht oder Fußballfans sich auf den Weg ins Stadion machen, laufen sie umher, um mit Pfandflaschen ein paar Euro zu verdienen. Auf der Suche nach Flaschen für 8, 15 oder 25 Cent durchwühlen sie Mülltonnen und bergen quasi das Geld derjenigen, die es offenbar nicht benötigen.

Pfandflaschen oder -dosen achtlos in den Müll werfen: „Das ist gesellschaftlich nicht zu verantworten; vom Prinzip des Pfandsystems mal abgesehen …“, findet der Berliner Matthias Seeba-Gomille, der schon vor zwei Jahren mit Mischa Karafiat die Initiative „Pfand gehört daneben“ ins Leben rief. Die Intention dahinter ist simpel: Menschen sollen ihre Pfandflaschen nicht in den Müll schmeißen, sondern sie eben „daneben“ stellen, um so den Flaschensammlern das entwürdigende Wühlen im Müll zu ersparen.

Mittlerweile „gefällt“ die Initiative 23 550 Menschen auf Facebook, in einigen Städten hat sie schon Wellen geschlagen. So wurden in Hamburg oder Berlin vereinzelt Getränkekästen neben Mülleimern angebracht; Werbezettel und Aufkleber wiesen darauf hin. Jetzt gehen Aktivisten auf Reinhard Paß zu: 2000 Unterstützer sollen eine Petition unterzeichnen, damit der OB sich der Sache annimmt. „Gründen Sie bis zum 12. Juni 2013 einen Arbeitskreis, der eine Lösung für das Pfandproblem in Essen findet“, heißt es auf www.change.org.

Hat man im Rathaus schon von dem Ansinnen gehört? „Ja, das Thema ist uns bekannt. Prinzipiell ist die Idee zu befürworten, nur ist sie noch nicht ganz ausgereift“, sagt Stadtsprecher Stefan Schulze und gibt zu bedenken, dass die Pfandkästen in vielen Städten wild aufgestellt wurden. Einzig in Wiesbaden wurden kürzlich offiziell – also mit Stadt und Entsorgungsbetrieben – 14 Behälter für Pfandflaschen aufgestellt. „Man muss abwarten, welche Erfahrungen dort gemacht werden, bevor wir nun viel Arbeit in einen Arbeitskreis stecken, die sich womöglich nicht auszahlt“, so Schulze. Es wäre ja niemandem gedient, wenn die Halterungen abgerissen würden, wie es etwa mit Mülleimern passiere. Zudem müsse sichergestellt werden, dass sich jemand um die Kästen kümmert.