Wie es so ist, wenn man Altbauten saniert: Überraschungen sind fast garantiert. So erging es auch dem Essener Unternehmensverband (EUV), der an der Rolandstraße direkt am Stadtgarten sein Domizil von Grund auf sanierte und gestern mit einiger Verspätung das „Haus der Wirtschaft“ feierlich eröffnen konnte. Um es gleich zu sagen: Die Operation gelang vorbildlich. Aus dem schon in der Substanz recht schönen Bau aus dem Jahr 1955 wurde ein Schmuckstück, das die zu Unrecht verkannte Bautradition der 1950er Jahre nicht verrät, aber modern interpretiert. Die erzielte Energieeinsparung um 50 Prozent zeigt, was sich mit energetischer Sanierung alles erreichen lässt. Für den Kauf des Hauses - er gehörte zuvor der Iduna-Versicherung - und den Umbau gab der EUV insgesamt beachtliche 13 Millionen Euro aus.

Mancher Verband wäre von seinen Mitgliedsunternehmen dafür vielleicht gescholten oder mit Austritten bestraft worden. Der EUV kann sich nach Angaben seines Vorstandsvorsitzenden Henner Puppel ganz im Gegenteil sogar über Neueintritte freuen. 2200 Essener Mitgliedsunternehmen nutzen den Service des EUV, der vor allem die arbeits- und tarifrechtliche Beratung und die Interessenvertretung umfasst. „In den letzten fünf Jahren kamen netto 100 Unternehmen hinzu“, berichtete Puppel stolz.

Der verwendete Natursandstein der Fassade harmoniert mit den Kulturbauten Philharmonie und Aalto-Theater, denen das „Haus der Wirtschaft“ unmittelbar benachbart ist. Gerade dieser Umgebung habe man sich verpflichtet gefühlt, so Puppel. Oberbürgermeister Reinhard Paß verbindet mit dem EUV-Domizil eine Hoffnung: „An der Huyssenallee müssen wir noch einiges tun, da sind Sie in Vorleistung getreten.“ Tatsächlich ist an diesem schönen Boulevard trotz des unstrittig großen Potenzials noch immer viel Leerstand - bleibt zu hoffen, dass der EUV hier stilbildend wirkt.

Kern des Sanierungskonzepts war der komplette Umbau des Erdgeschosses. Hier entstand ein repräsentatives Foyer mit Konferenz-Möglichkeiten und hellen Sitzungsräumen, die neben dem EUV und seinen Mietern auch anderen Interessenten offenstehen. Insgesamt gibt’s im Haus der Wirtschaft 130 Arbeitsplätze, viele bei den rund zwei Dutzend Mietern vom Kiefernorthopäden bis zum Steuerberater.

Humorvoll gab Puppel zum Besten, was beim Sanieren alles zu beachten ist. Das Fällen eines Silberahorn-Baums schlug nicht nur mit 2600 Euro zu Buche, es bedurfte auch einer 14-seitigen Dokumentation für die städtische Umweltverwaltung: „Haben wir brav erledigt, Herr Oberbürgermeister.“