Man schrieb das Jahr 1913, als sich in der aufstrebenden Großstadt Essen zwölf Mitglieder der örtlichen Bau-Innung zusammenfanden, um als Gesellschafter mit tatkräftiger Hilfe der Stadt eine Gewerbeschau zu gründen. Vier Hallen gab’s mit zusammen 5000 Quadratmetern Fläche, doch die erste Veranstaltung, die „Gewerbeschau Ruhr“, hatte schon 200 Aussteller. Verkauft wurden 286 184 Tageskarten, eine sensationell hohe Zahl. Auch wenn zwei Drittel der Aussteller aus Essen selbst stammten: Am Sonntag vor 100 Jahren begann eine Erfolgsgeschichte. Ein eigens angelegter Vergnügungspark auf dem Gelände bot weitere Attraktionen - er war, wenn man so will, der Vorgänger der Gruga, die es ohne die Messe vielleicht ebenfalls nicht gäbe.
Der Wunsch nach einem „Schaufenster“ für die Stadt lag in der Luft. Essen als rasant gewachsene Ruhrmetropole mit mehr als einer halben Million Einwohnern war zu Anfang des 20. Jahrhunderts die unumstrittene, wenn auch inoffizielle „Hauptstadt“ des Ruhrgebiets. Ein Zentrum der Ruhrwirtschaft, dominiert sicherlich von Krupp, aber der Weg zu größerer wirtschaftlicher Breite war beschritten. Essens Chef-Planer Robert Schmidt entwarf die Ausstellungshalle an der Norbertstraße, die in nur drei Monaten auf einem städtischen Grundstück entstand - die enge Verbindung zwischen Ausstellungsgesellschaft und Stadt war geschaffen. So blieb es bis heute.
Der Erste Weltkrieg stoppte diesen kurzen Messe-Frühling, in den Jahren zwischen den Kriegen gab es einige hoffnungsvolle Ansätze, und die Gründung der Gruga wertete die Messe weiter auf. Oberstes Ziel blieb die Wiederbelebung von Handel, mittelständischem Gewerbe und Verkehr – und damit auch die Schaffung eines Gegengewichts zur immer noch einseitig ausgerichteten Industriestruktur der Stadt.
20 000 Quadratmeter in sieben Hallen gab es 1944 - sie fielen alle in Schutt und Asche . Mit dem Wiederaufbau nach 1945 beginnt die eigentliche Erfolgsstory. Ein Startschuss nach dem anderen fällt in den 50er und 60er Jahren. Die „Dach und Fach“ half mit, den Wiederaufbau zu schaffen, die Fachschau „Schweißen und Schneiden“ präsentiert sich erstmals 1952 und avanciert schnell zu einer internationalen Leitmesse. 1958 ist die Premiere der „Deutschen Camping Ausstellung“, die genau den Nerv der Zeit traf - die Reise-Sehnsucht. Es folgten die Erstauftritte der „Reifen“, der „Deubau“, die 2014 erstmals den Namen „Deubaukom“ trägt, dann der heutigen „Motor Show“, die als „Sport- und Rennwagenausstellung“ begann, und der „Mode Heim Handwerk“, die damals noch „Mode und Heim – Dein Hobby“ hieß. Nicht verschwiegen werden darf: mehrfach gingen florierende Messen verloren, auch weil das Essener Gelände irgendwann zu klein wurde - die „Entsorga“ und die „Fibo“ sind Beispiele.
Heute ist Essen mit 110 000 Quadratmetern Fläche der neuntgrößte Messeplatz Deutschlands. Damit das so bleibt, will die Stadt weiter investieren. Unumstritten ist das nicht, aber - so sehen es viele - alternativlos - jedenfalls wenn Essen Messe-Stadt bleiben will.