Essen. Fast 400 Spielplatz-Paten in Essen sorgen für Sauberkeit und Sicherheit, trösten Kinder und kümmern sich, wenn Spielgeräte defekt sind. Drei von ihnen sind schon seit 20 Jahren dabei - dafür wurden sie nun vom Oberbürgermeister geehrt.
Es war eine Idee mit hoher Versandungs-Gefahr, das war den Initiatoren 1993 bewusst. So erinnert Ulrich Spie vom Kinderschutzbund am Donnerstag im Ratssaal daran, „dass die Gefahr bestand, dass die Sache im Sande verläuft“. Das Wortspiel sei erlaubt, schließlich spricht Spie von den Spielplatz-Paten, die Kinderschutzbund und das Kinderbüro der Stadt vor 20 Jahren erstmals gewannen. Mütter, Väter, Großeltern oder Nachbarn sollten sich ehrenamtlich um Spielplätze in ihrer Nähe kümmern. Sollten nach dem Rechten sehen, die Stadt auf defekte Spielgeräte aufmerksam machen – und Kinder zum Spielen ermuntern.
Ein solches Projekt war in Köln gescheitert, und doch nahm man in Essen die Herausforderung an. Auch weil Grün & Gruga damals viele Spielplätze ökologisch umgestaltet hatte, diese aber von den Kindern nicht angenommen wurden. „Es ging darum, Spielplätze für Kinder zurückzuerobern“, sagt Spie. „Klarzumachen, dass sie weder Rückzugsraum für Hunde noch Ort für Alkoholexzesse sind.“ Auf die 20 Paten der ersten Stunde wartete eine große Aufgabe.
Umso mehr freut es Oberbürgermeister Reinhard Paß, dass er zur Feierstunde am Donnerstag noch drei der Pioniere ehren kann: Hella Küper (77), die sich in Schönebeck um den Spielplatz An der Schlucht kümmert, Barbara Steinkampf (55), die in der City auf Barbarakirchgang ein Auge hat, und Johann Pilz (81), der auf dem Thusnelda-Platz in Karnap guckt, „dass alles sauber und einladend ist“.
Hella Küper kam als „erziehende Oma“ ins Patenamt. Und als solche kämpfte sie wie ein Löwe um die Tischtennisplatte, die entfernt werden sollte, sorgte dafür, dass bei den Spielgeräten auch an den Bewegungsdrang der größeren Kinder gedacht wurde. Außerdem bot sie Erfrischungen an: „Bei mir gab’s erst Kekse und Chips, aber die Mütter kamen später mit geschnibbeltem Gemüse – und die Kinder essen das echt gern.“ Ihr Enkel Philip Küper (29) weiß, dass ihm die Spielplatz-Präsenz der Oma früher manchmal peinlich war: „Aber ihr Waldmeistersirup war ein Hit.“ Heute sei er stolz, wie sich der Platz entwickelt habe. Die Großmutter, die jetzt im Rollstuhl sitzt, hat ihn vom Balkon weiter im Blick: „Ich rufe Hundebesitzern auch mal zu, dass Hunde da nicht hingehören.“
Für Barbara Steinkampf schließlich waren die Kinder noch wichtiger als Sauberkeit und Spielgeräte: „Ich hatte selbst keine so nette Familie. Da wollte ich Kindern helfen, zuhören, ihnen zeigen, dass ich ihre Sorgen ernst nehme und nichts davon weiter trage.“ Das dürfte wohl gemeint sein, wenn Ulrich Spie den Spielplatz „Kinderschutzgebiet“ nennt.