Während in den Vorjahren noch hunderte Aktivisten gegen RWE protestierten, fällt die Demonstration zur Hauptversammlung dieses Jahr bescheiden aus. Das Thema Atomausstieg zieht nicht mehr.

Die Sonne und milde 18 Grad begleiten die Aktionäre des Energiekonzerns RWE auf dem Weg zur Hauptversammlung in der Grugahalle. Auch wenn drinnen wenig später der neue RWE-Chef Peter Terium die Anteilseigner auf trübere Zeiten einstimmen wird.

Am Wetter jedenfalls dürfte es nicht gelegen haben, dass sich dieses Jahr viel weniger Protestanten vor der Halle an der Norbertstraße eingefunden haben als die Jahre zuvor. Rund 40 Umweltaktivisten und Atomgegner empfangen die RWE-Aktionäre mit Pfiffen und Plakaten. Die Polizei, die deutlich in der Überzahl ist, spricht von einer ausgesprochen ruhigen Lage.

2011 - im Jahr der Fukushima-Katastrophe - kamen noch hunderte Demonstranten an die Gruga. Und auch 2012 war der Protest noch massiver gewesen. Damals versuchten rund 150 Protestler den Zugang zur Messe zu blockieren. Die Polizei musste zehn von ihnen vorübergehend festnehmen.

Entsprechend alarmiert sind die Beamten. Schätzungsweise 20 Mannschaftsbusse stehen noch bis kurz vor Beginn der Versammlung vor der Gruga. Am frühen Morgen, so berichtet ein Beobachter, waren es noch deutlich mehr gewesen. Doch als die Polizei offenbar merkt, dass die Demo dieses Jahr viel kleiner ausfallen wird, zieht ein Teil früher ab.

All das zeigt: Dem Protest gehen die Themen aus, die mobilisieren. Der Atomausstieg ist politisch beschlossene Sache. „Da ist viel Druck rausgenommen“, sagt Björn Ahaus von Greenpeace. Auch der Vorwurf der Greenpeace-Aktivisten, „RWE blockiert die Energiewende“, den sie groß auf ein Plakat gedruckt haben, zieht offenbar nicht. Die eingeleitete Energiewende ist in der Bevölkerung zwar akzeptiert. Doch wegen der steigenden Energiepreise wird sie nicht mehr so uneingeschränkt positiv gesehen, wie direkt nach der Atomkatastrophe von Fukushima.

Vorbei sind auch die Zeiten, als der damalige RWE-Chef Jürgen Großmann gegen den beschleunigten Atomausstieg offen mobil gemacht hatte. Der „Dinosaurier des Jahres 2010“ ist Mitte 2012 abgetreten, und damit ist auch die Reizfigur der Atomgegner weg. „Der neue RWE-Chef Peter Terium polarisiert längst nicht mehr so wie sein Vorgänger“, sagt Michael Hansen von den „Kritischen Aktionären“.

Die Kritikpunkte, die die Aktivisten gegen den Konzern vortragen, haben aus ihrer Sicht jedoch nicht an Bedeutung eingebüßt. Vor allem die Energiegewinnung aus Kohle, auf die RWE immer noch zum großen Teil setzt, ist ihnen ein Dorn im Auge. Ihre Forderung „Braunkohle stoppen“ halten sie Terium während seiner Rede in der Halle groß auf einem Plakat entgegen. Ein kurzer Störmoment an einem ansonsten ruhigen Tag.