Häufig muss die WAZ über die Schattenseiten der Großstadt berichten: Einbrüche, Überfälle, Trickbetrug gegen Senioren, Drogenhandel, Angsträume. Die Frage, die sich aufdrängt: Tut die Polizei genug, um die Bürger vor Alltagskriminalität zu schützen? Der WAZ-Leserbeirat hatte jüngst Gelegenheit solche Fragen an kompetenter Stelle loszuwerden: bei Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinsziehr, die gleich zu Anfang mit einem offenherzigen Bekenntnis überraschte: „Die Aufklärungsquote bei Einbrüchen ist lausig.“ 2349 Einbrüche gab es im im Jahr 2012 in Essen gegenüber 1866 Fällen im Jahr zuvor - und nicht mal jeder zehnte Fall wurde aufgeklärt. Was tun? „Wir können nicht jede Haustür bewachen“, so Fischer-Weinsziehr. Vielmehr sei die Polizei zwingend auf die Hilfe der Bürger angewiesen, die ihre Umgebung mit wachen Augen beobachten und Verdächtiges melden sollten. „Wer seine Nachbarn beobachtet, ist nicht unbedingt beliebt“, gab Leserbeirat Manfred Stieldorf zu bedenken. Zudem könne ja auch ein Anruf voreilig und damit unnötig gewesen sein. „Wir kommen ja nicht gleich mit dem Sondereinsatzkommando“, zerstreute Fischer-Weinsziehr solche Sorgen und bat darum, in jedem Fall die Scheu vor der „110“ abzulegen, denn: „Es sind die vielen, kleinen Mosaiksteinchen, die dazu verhelfen, einen Täter zu fassen.“ Wer das Kennzeichen eines verdächtigen Fahrzeugs in seiner Wohnsiedlung durchgebe, liefere vielleicht den entscheidenden Hinweis, um einer Bande auf die Spur zu kommen.
Und dann? Immer wieder lese sie zu ihrem Ärger, dass gefasste Täter rasch wieder auf freien Fuß kommen, sagt Susan Thamm. „Als Ermittler würde ich da doch verrückt“, so die Leserbeirätin. „Ein Richter entscheidet, ob unsere Beweise ausreichen oder die Schwere der Tat für die U-Haft reicht“, erläuterte die Polizeipräsidentin. Das sehe der Rechtsstaat, „auf den wir stolz sein können“, nun einmal so vor. Sie räume aber ein: Auch die Polizei sei nicht mit jeder Entscheidung einverstanden. Und: „Ich bewundere den Jagdeifer unserer Kollegen, die sich von frustrierenden Erlebnissen nicht entmutigen lassen.“ Es gab aber auch andere Stimmen aus dem Leserbeirat: Ute Müller gab zu bedenken, dass das Instrument der Haft zu Recht vorsichtig angewendet gehört.
Die Polizei nehme das Thema Einbruch in jedem Fall sehr ernst, beteuerte Fischer-Weinsziehr. Zur Wahrheit zähle allerdings auch: „Essen gehört unter den Städten dieser Größe zu den sichersten.“