Am Werdener Gymnasium sieht man zur Zeit doppelt. Die schriftlichen Abiturprüfungen haben begonnen. Wie überall in Nordrhein-Westfalen schreiben nicht nur die Schüler der Jahrgangsstufe 13 die zentral gestellten Klausuren, auch alle Schüler der Jahrgangsstufe zwölf nehmen an den Prüfungen teil. Die Zwölftklässler sind die ersten G8-Schüler, deren Schulzeit von 13 auf zwölf Jahre verkürzt wurde.

Das bedeutet für Schulen wie das Gymnasium Werden einen großen logistischen Aufwand. Statt 140 Schülern wie in normalen Jahren hat die Schule an der Grafenstraße in diesem Jahr 270 Abiturienten.

Die schriftlichen Abiturprüfungen finden nach Fächern getrennt in ganz NRW zur selben Zeit statt.

Nach einem moderaten Anfang mit Informatik am Dienstag standen in der ersten Woche gleich zwei Power-Prüfungen an: Deutsch am Mittwoch und Englisch am heutigen Freitag. Leistungskurse und Grundkurse schreiben in diesen Fächern gleichzeitig: 128 Schüler schreiben Deutschklausuren, 133 Schüler schreiben Englischklausuren. „Da reicht auch die Aula nicht“, erklärt Felicitas Schönau, Schulleiterin am Gymnasium Werden. Stattdessen schreiben die Abiturienten nach Kursen getrennt in Klassenräumen und die Aufsichten, auch auf dem Flur, werden verstärkt.

Mathematik folgt am Mittwoch der nächsten Woche. Die schriftlichen Prüfungen enden mit Grundkursklausuren der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer sowie Kunst und Musik am 22. April.

Für die Klausuren reichtder Platz in der Aula nicht aus

Eine weitere Herausforderung stellen Duden, Wörterbücher und Formelsammlungen dar, die jedem Schüler zur Verfügung gestellt werden. „Wir planen seit vier Jahren für diesen Moment“, sagt Schulleiterin Schönau. „Wir sind bereit.“ Das gelte auch für die Schüler, die gut vorbereitet auf die Prüfungen seien.

Auch auf den Schreibtischen der Lehrer macht sich der Doppeljahrgang deutlich bemerkbar. Einige haben Kurse in beiden Jahrgängen und doppelt so viele Abiturprüfungen zu korrigieren wie sonst, in einigen Fällen sind das 50 bis 60 Klausuren. Die Zeit für die Korrektur bleibe aber gleich, während der normale Alltag mit Klassenarbeiten in den anderen Fächern ohne Unterbrechung weitergehe.

Nach den schriftlichen Abiturprüfungen setzt jedoch etwas Ruhe ein, da sich eine Entscheidung aus dem Jahr 2009 bezahlt macht. „Wir beschlossen damals, die beiden Stufen getrennt zu lassen“, erklärt Felicitas Schönau. Lediglich in Leistungskursen wie Französisch, Physik oder Musik wurde gemischt, ansonsten sind die Zwölfer und 13er separate Stufen. Jede Stufe habe ihre eigenen Jahrgangsstufenleiter und eigene Organisation. Die Richtigkeit dieser Entscheidung zeige sich jetzt.

Nachdem die schriftlichen Abiturklausuren zusammen geschrieben wurden, gehen die Stufen zwölf und 13 wieder getrennte Wege. Sowohl die mündlichen Abiturprüfungen als auch die Entlassfeiern finden an verschiedenen Tagen statt. Auch die beiden Abibälle werden an unterschiedlichen Daten und Orten gefeiert.

Nachdem der Doppeljahrgang die Schule verlasse, werde einem die Schule zunächst leer vorkommen, lacht die Schulleiterin. Aber genau das sei ja der Sinn der Sache. Das Wort Abitur komme vom lateinischen „abiturire“ und bedeute „abgehen wollen“. Nach zwölf bzw. 13 Jahren werde genau das der Wunsch der meisten Schüler sein, auch wenn sie in Werden eine gute Zeit verleben durften. Aber im Sommer kommen 170 neue Schülerinnen und Schüler in die Klassen fünf, um in acht Jahren in die Abiturprüfungen zu gehen.