Essen. . Eine Symbiose zwischen traditionellem Offline-Einzelhandel und modernem Online-Shop - dafür stehen „Emmas Enkel“ nach eigener Aussage. In Düsseldorf haben sich Benjamin Brüser und Sebastian Diehl mit ihrem Geschäftsmodell etabliert. Jetzt probiert es Olaf Bahlke als Franchise-Nehmer mit einem Ableger in Essen.

Die Idee kam Benjamin Brüser und Sebastian Diehl schon vor 13 Jahren - im beschaulichen Neheim im Sauerland. Warum, fragten sich die beiden heute 31-Jährigen, kann ich nicht online mit meinem Tante-Emma-Laden von nebenan Kontakt aufnehmen und den fertigen Einkaufskorb eine halbe Stunde später abholen? Oder besser noch: Mir nach dem Feierabend nach Hause liefern lassen? „Es kam aus einer Laune heraus“, erzählt Benjamin Brüser heute, „aber die Idee hat uns nicht mehr losgelassen.“ 2011 haben sie das Konzept in Düsseldorf umgesetzt. „Unser Baby“ nennen die beiden ihr Geschäftsmodell, „Emmas Enkel“ haben sie getauft, was eine Symbiose zwischen traditionellem Offline-Einzelhandel und modernem Online-Shop sein soll. In der Landeshauptstadt haben sich Brüser, der sein Architektur-Büro in Bottrop vor einem halben Jahr wegen des Geschäfts aufgegeben hat, und Diehl mittlerweile etabliert, jetzt probieren sie es im Ruhrgebiet: An der Rellinghauser Straße 10 gibt es „Emmas Enkel“ ab sofort in Essen.

Besser könnte der Standort kaum sein, für das, was dem jüngsten Kind der „Enkel“ hier vorschwebt: Aus dem Schaufenster geht der Blick auf die Evonik-Zentrale, schräg gegenüber sitzt die RWE, der Hauptbahnhof ist in Sichtweite. Stunden vor der Eröffnung ist hier noch auf Hochtouren gewerkelt worden. Immerhin: Die Lager waren schon gut gefüllt. Mittendrin steht Olaf Bahlke. Als der 43-Jährige „Emmas Enkel“ in Düsseldorf sieht, steht für ihn fest: „Das möchte ich auch machen.“ Bahlke ist ein Mann vom Fach, hat eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann gemacht, im Großhandel gearbeitet, in der Buchhaltung von Einzelhandelsunternehmen. Irgendwann war ihm das „zu langweilig“. Expansionspläne hatten Brüser und Diehl mit ihrer Idee eigentlich nicht, aber Bahlke hat sie bearbeitet - und überzeugt: „Der hat das Feuer in den Augen“, sagt Brüser über seinen Geschäftspartner Bahlke. Sollte der Essener Ableger ein Erfolg werden, könnte das Franchise-System auch auf andere Städte ausgedehnt werden.

Das Lausbub-Logo des „Enkels“ ist omnipräsent

Die Optik des Geschäfts ist so gehalten, dass sich zumindest Menschen in den End-30er Jahren noch an Einkaufs-Erlebnisse aus ihrer frühesten Kindheit erinnern dürften. Hölzerne Regal-Schuber hinter der Theke. Gefüllt mit abgezählten Verpackungen. Fehlt nur die Registierkasse auf der Theke. Die Enkel tragen Schürzen mit ihren Namen drauf, und einen Laptop unter dem Arm. Das Lausbub-Logo des „Enkels“ ist omnipräsent. Angesiedelt ist das Sortiment irgendwo zwischen Supermarkt und Bude, sagt Benjamin Brüser. Die Preise aber liegen weit näher am Standard-Einzelhandel als an Kiosk oder Tankstelle. Ein Plus: Bei einer Ladenfläche, die höchstens einem Fünftel eines Supermarkts entspricht, halten die „Enkel“ 3500 Artikel vor. Zum Vergleich: Bei einem Discounter liege diese Zahl im hohen dreistelligen Bereich, sagt Brüser. Auch online ist die gesamte Produktpalette einsehbar. Was verblüfft: Obst und Gemüse verkaufen sich mit am besten, sagt Brüser und führt das auf das „Vertrauen“ zurück, dass die Kunden entgegen bringen, wenn sie einmal vor Ort waren.

Im Idealfall stellt sich Olaf Bahlke das Kaufverhalten seiner Kundschaft so vor: Morgens ab sechs Uhr besorgen sie sich die ersten belegten Brötchen auf dem Weg ins Büro. Ab 12 Uhr kommen sie zum Mittagstisch, nach der Arbeit holen sie sich den gepackten Einkaufskorb ab und fahren nach Hause. Wer es nicht ins Ladenlokal schafft, kann die Artikel auch online bestellen und liefern lassen. Ab einem Einkaufswert bis 30 Euro ist das kostenfrei innerhalb des Essener Stadtgebiets. „Emmas Enkel“ liefern bis abends um 22 Uhr, den Zeitpunkt können die Kunden absprechen. 80 Prozent des Sortiments sind mit dem Düsseldorfer Geschäft identisch. Bei den übrigen 20 will Bahlke regionale Produkte ins Angebot heben.

Mittagstisch vom „Why so serious?“

Den Mittagstisch lässt sich Bahlke, der in seinem personalintensiven Geschäft sieben Vollzeitkräfte eingestellt hat, vom am Frohnhauser Markt beheimateten Imbiss „Why so serious?“ liefern. Das könnte ein gutes Zeichen sein. Das „Why so serious?“ hat schließlich geschafft, woran Olaf Bahlke ab sofort arbeitet: Über die Grenzen des Stadtteils hinaus mehr als ein Geheimtipp zu sein. Vor Ort und im Netz.