Essen. . Durch Vandalismus ist der Evag im vergangenen Jahr ein Schaden in Höhe von fast einer dreiviertel Million Euro entstanden. Das ÖPNV-Unternehmen reagiert: 350 neue Kameras werden in den Bahnhöfen installiert, auch alle Straßenbahnen sollen video-überwacht sein. In zwei Jahren soll die Aufrüstung abgeschlossen sein.

708.700 Euro - in dieser Höhe beziffert die Essener Verkehrs-AG (Evag) den Schaden, der dem Unternehmen im vergangenen Jahr durch Vandalismus entstanden ist. Die Schadensbilanz 2012 spricht für den stellvertretenden Evag-Sprecher Olaf Frei Bände: Einrichtungen des Unternehmens „waren auch im vergangenen Jahr Zielscheibe sinnloser Zerstörungswut“. Noch im Jahr 2011 lag die Gesamtschadenssumme durch Vandalismus bei knapp 663.300 Euro. Dem Problem will die Evag vor allem mit einem Ausbau der Video-Überwachung begegnen.

„Die Aufklärungsquote durch Videobeweis liegt bei knapp 50 Prozent“

Frei: „Die Evag sieht jedoch nicht tatenlos zu, wie ihr Eigentum mutwillig beschädigt wird.“ Sie will nicht nur noch genauer, sondern auch noch öfter hinsehen: Schon jetzt sind sämtliche Busse des Unternehmens mit Kameras ausgestattet. Binnen der kommenden zwei Jahre sollen auch alle Straßenbahnen videoüberwacht sein, aktuell sind es 85 Prozent der Schienenfahrzeuge. Neue Bahnen kommen schon mit der neuesten Technik, die alten, nicht mit Kameras ausgerüsteten Klapptrittwagen werden in den kommenden Jahren peu à peu aus dem Straßenbild verschwinden. Aufgerüstet werden auch die Bahnhöfe und -steige: mit 350 zusätzlichen Kameras zu den schon bestehenden 250. Nach den Osterferien haben die Arbeiten begonnen, im Sommer bis Herbst 2014 sollen sie abgeschlossen sein. Die zusätzlichen Augen lässt sich das Unternehmen einiges kosten. Das Investitionsvolumen nur für die 350 neuen Kameras liegt bei 2,5 Millionen Euro. Vom Sinn und Zweck der Maßnahme ist die Evag aber überzeugt. Gerade Delikte wie Sachbeschädigung hätten durch die Kameras abgenommen, sagt Frei. Und: „Die Aufklärungsquote durch Videobeweis liegt bei knapp 50 Prozent.“

„Bei der Infrastruktur trägt den Schaden die Allgemeinheit“

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Gelingt es der Evag beziehungsweise der Polizei nicht, eines Täters habhaft zu werden, kann es teuer werden. Läuft bei den Bussen die Schadensabwicklung in der Regel über die Kasko-Versicherung, gibt es eine solche bei den Bahnen wegen zu hoher anfallender Beiträge nicht. Das Unternehmen bleibt in diesem Fall wie bei Unfällen mit Schienenfahrzeugen auf den Kosten, 61.000 Euro im Jahr 2012, sitzen. „Bei der Infrastruktur trägt den Schaden die Allgemeinheit“, sagt Frei, „die Kosten für die Beseitigung der Vandalismusschäden sind Teil der Betriebskosten der Evag und treffen die öffentliche Hand und damit den Steuerzahler.“

„Da kommen wir mit dem Entfernen nicht hinterher“

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Dabei sind die Schäden, die der Evag entstehen, mannigfaltig, scheint es, als seien dem „Einfallsreichtum“ der Vandalen keine Grenzen gesetzt, wie ein Blick in Vorfälle des vergangenen Jahres zeigt. So wurden am Karlsplatz oder am Altenessener Bahnhof Rolltreppen mutwillig manipuliert, so legten Wildpinkler nagelneue Aufzüge des Unternehmens am Willy-Brandt-Platz lahm, so wurden die Scheiben von Wartehäuschen nicht nur an der Haltestelle Geschwister-Scholl-Straße komplett eingeschlagen. Zur Zerstörungswut gesellen sich in der Bilanz noch die Graffiti-Sprayer: Etwa am Bahnhof Rheinischer Platz oder an der Haltestelle Eichbaum. „Da“, muss auch Sprecher Frei einräumen, „kommen wir mit dem Entfernen nicht hinterher.“ Da können noch so viele Kameras hingucken. Die neuen sollen zumindest etwas mehr Abhilfe und Aufklärung schaffen.