Den fachlichen Austausch pflegen die Neurologen, Neuro-Chirurgen und Neuro-Radiologen am Krupp-Krankenhaus seit Jahren. „Aber es gab den Wunsch des Trägers“, der Alfried-Krupp-Stiftung, „dieser Zusammenarbeit eine Struktur zu geben“, sagt Professor Peter Berlit, Chefarzt der Klinik für Neurologie.
Mit einem neuen zentralen Operations- und Intensivbereich, in den die Krupp-Stiftung mehrere Millionen Euro investierte, wachsen die drei Fachrichtungen nun zu einem „Neurologischen Zentrum“ mit übergreifender Behandlungseinheit zusammen. Über 16 Betten verfügt der Intensiv-Bereich; es gibt die Option, ihn auf 32 Betten auszuweiten.
Moderne Operations-Verfahren
Deutschlandweit gelte die Rüttenscheider Klinik derzeit als Nummer eins in der operativen Entfernung von Blutgerinnseln aus dem Gehirn (Thrombektomie) nach Schlaganfall. „Wir entfernen mit einem Katheter das Gerinnsel und setzen, wenn nötig, einen Stent, also eine Gefäßstütze, in die verschlossene Hirnarterie“, erklärt Professor René Chapot, Chefarzt der Klinik für Neuroradiologie. „Bisher hat man das Gerinnsel durch Gabe eines Medikaments aufgelöst.“ Doch die neue OP-Methode spare Zeit.
„In der Neurologie gilt noch immer ,Time is brain’. Es kommt auf jede Minute an, um schlimme Folgeschäden zu verhindern.“ Gleichwohl Chapot anfügt, dass diese operative Methode nicht für alle Patienten in Frage komme.
Um zu klären, welche Behandlung für den Patienten sinnvoll ist, pflege man den fachlichen Austausch und ständige Absprachen. „Wir haben zwar auch vorher schon interdisziplinäre Visiten abgehalten, doch durch die räumliche Neugliederung ist ein Zentrum der kurzen Wege entstanden“, erklärt Professor Rudolf Laumer, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie. Die Infrastruktur ermögliche schnellere Entscheidungen. „Zum Beispiel durch die verbesserte Teleradiologie“, so Chapot.
Behandelt werden alle Erkrankungen des Gehirns und Rückenmarks, aber auch der Muskulatur und der Nerven und des Spinalkanals. Immer häufiger fänden auch Patienten, die nicht in Essen wohnten, den Weg ins Neurozentrum.
Etwa Menschen, die am Moyamoya-Syndrom, einer Verengung der Hirnarterien, erkrankt sind, denn die Klinik gilt deutschlandweit als eins von drei Häusern, die diesen Patienten eine Bypass-Operation anbieten können.
Engagiert ist das Krupp-Krankenhaus darüber hinaus im „Neurovaskulären Netzwerk Ruhr“ – dieses erhielt jüngst den zweiten Preis beim Ideen-Wettbewerb Kooperation Ruhr. Neben der Rüttenscheider Klinik gehören dem Netz 25 weitere Häuser mit übergreifender Behandlung und neun neuroradiologische Zentren aus dem Ruhrgebiet an. Mit dem Preisgeld des Wettbewerbs wollen sie eine gemeinsame Kommunikationsplattform errichten, in der laufend die Zahl der zur Verfügung stehenden Intensiv-Betten, Stroke-Units und Katheterplätze abrufbar sind, um akut erkrankten Patienten schnellstmöglich ein Bett in Reichweite anbieten zu können.