Sie sind die erste Frau an der Spitze der IHK. Ist das für Sie wichtig?

Ja, das ist es. Mein Wunsch ist, dass das Geschlecht in der Wirtschaft irgendwann keine Rolle mehr spielt, dass auf den Menschen geschaut wird. Im Moment, meine ich, ist es noch ein wichtiges Signal, wenn eine Frau eine solche Funktion übernimmt.

Frauen müssen auch mal zugreifen, wenn es um solche Positionen geht?

Genau. Wir Frauen dürfen nicht immer nur mahnen, wir müssen Flagge zeigen und uns engagieren. Wobei ich mir schon vorab Gedanken gemacht habe, ob ich dem Amt gerecht werden kann. Mein eigenes Unternehmen soll darunter ja nicht leiden. Ich bin jedenfalls nicht unüberlegt oder mit Hurra in die Kandidatur gegangen. Wir Frauen machen es uns vielleicht etwas schwerer, gelegentlich sogar zu schwer.

Wie stehen Sie zur Frauenquote?

Meine Meinung weicht in diesem Punkt von der Haltung des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHK) ab. Ich bin für eine Frauenquote, aber nur bei den Dax-Unternehmen und für eine bestimmte Zeit, um das Thema anzustoßen. Der Mittelstand und die Familienunternehmen regeln das allein, da wäre ich gegen staatliche Eingriffe. Da gibt es viel Offenheit, auch den Töchtern gegenüber. Das weiß ich ja aus eigener Erfahrung. Ich habe aber noch einen anderen Ansatz.

Nämlich welchen?

Wir leiden unter Fachkräftemangel und müssen deshalb das Frauenpotenzial in unserer Gesellschaft heben. Es gibt viele gut ausgebildete Frauen, die dann tatsächlich an die gläserne Decke stoßen. Hinzu kommt natürlich, dass wir offen sein sollten beim Thema Zuwanderung von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland.