Essen. Trotz des kalten Wetters erleben die Reisebüros derzeit keinen spontanen Kunden-Ansturm für Trips über die Ostertage. Der Grund dafür: Wer kurzentschlossen verreisen will, muss tief in die Tasche greifen. Frühbucher zieht es in die Türkei, auf die Kanaren oder Mallorca.

Kind und Kegel sind im Auto verstaut und nun geht’s kurzentschlossen zum Düsseldorfer Flughafen, um die Ostertage in wärmeren Gefilden zu verbringen. Heiko Rettke vom Kupferdreher Anbieter „ferienfabrik.de“ würde eine solche Schnapsidee niemandem empfehlen: „Das ist der größte Wahnsinn, den man machen kann“, erklärt er. Die Fluggesellschaften würden das Reise-Geschäft mit ihren Mechanismen steuern. Heißt: Wer früh bucht, bekommt günstige Plätze. Davon sind auch die Reisepreise der Veranstalter abhängig.

Einen großen Kundenansturm vor den Osterfeiertagen hat er nicht registriert, aber: „Wir merken, dass die Leute das Wetter satt haben.“ Hoffnung auf einen Sonnen-Trip zum Schnäppchenpreis kann er ihnen nicht machen: „Das Wenige, was noch verfügbar ist, ist teuer“, sagt er. Und das Geld dafür sitze bei vielen eben nicht locker. Im Ladenlokal an der Kupferdreher Straße 181 und unter den Internet-Angeboten sei die Türkei der Klassiker. Die Nachfrage für das krisengeschüttelte Tunesien sei gering, das Ägypten-Geschäft ziehe wieder an. Und der neue Papst? Rettke muss lachen. Nein, Rom sei derzeit unauffällig.

Für die Kunden, die nun kurzentschlossen, etwas buchen wollten, seien zwei Kriterien wichtig: „Es ist zum einen die Wärme beziehungsweise das Wetter im Reiseland und das benötigte Budget“, so der 42-Jährige. Dabei war die Witterung sehr einträglich fürs Geschäft: „Schnee und Kälte haben die Kunden zu uns getrieben. Es ist bereits ein sehr gutes Frühbucher-Jahr im Vergleich zum Vorjahr.“

Kein Oster-Ansturm

„Wir sind nicht unzufrieden“, freut sich auch Martin Sikosek von „Columbus Reisen“ an der Bredeneyer Straße 2 über die Umsätze, die die anhaltende Kälte beschert hat. Von einem Oster-Ansturm mag er aber auch nicht sprechen: „Den können wir nicht feststellen. Die meisten haben ihre Reisen um die Feiertage schon vor längerer Zeit gebucht.“ Für ausgeschlossen hält Sikosek es auch nicht, dass mancher seine frühzeitige Wahl bereut, aber wegen der Stornierungsgebühren nichts ändert: „Stellen Sie sich einmal vor, Sie haben nun etwas in Deutschland gebucht oder in Nordeuropa, weil Sie bereits auf Frühling hofften.“

Was die beliebten Ziele angeht, unterscheidet sich seine Antwort kaum von denen der Mitbewerber. Das ist der Mittelmeer-Raum, oder wer auch einen längeren Flug nicht scheut: Südostasien und dort besonders Thailand. Kurzentschlossenen empfiehlt er das gefühlte 17. Bundesland der Republik, die Balearen-Insel Mallorca. „Dorthin gibt es täglich große Flugkapazitäten“, weiß er und liest von seinem Monitor vor: „Palma, 20 Grad, strahlender Sonnenschein. Und auch nachts sind die Temperaturen zweistellig.“

Kunden wollen „Sonne sehen“

Auch in Katernberg bei „Kozica Reisen“ würde man Wetter-Flüchtlingen spontan des Deutschen liebste Mittelmeer-Insel ans Herz legen --auch wenn der Preis happig ist. „Abflug heute, fünf Tage Mallorca, gutes Vier-Sterne-Hotel, Halbpension. Ab 850 Euro“, gibt Geschäftsführer Uwe Wenglikowski wider, was der PC ihm auf Anfrage „ausspuckt“. Für einen kurzfristigen Ansturm seien jetzt die Preise zu hoch. Anders wäre das vor dem vergangenen Wochenende gewesen. „Das Geschäft ist nicht stärker als sonst, es gibt nur immer einen Schwung nach dem anderen.“ Kapazitäten sieht er noch für das Land der Pharaonen, Ägypten. „Unabhängig vom möglichen Badewetter wollen die Kunden vor allem eins: die Sonne sehen,“ betont Uwe Wenglikowski. Dennoch sei es „ganz ganz schwer“ noch ein verhältnismäßig günstiges Schnäppchen zu finden. Und er selber? Hat er es besser getroffen? Der Kozica-Geschäftsführer muss lachen: „Ich fahre nicht weg, sondere kümmere mich um einen Pflegehund.“