Eltern hoffen auf sie, die Stadt setzt auf sie – Vermieter bremsen sie aus. Diese Erfahrung machen Tagesmütter, die eine Wohnung suchen, in der sie kleine Kinder betreuen dürfen. Am Samstag schilderten wir den Fall von Jessica Röttges, nun hat sich Christina Bock bei uns gemeldet.

Sie hat jahrelang in Kitas gearbeitet und im vergangenen Jahr eine Fortbildung zur Kindertagespflegerin – so die offizielle Bezeichnung – mit Erfolg abgeschlossen. Das Jugendamt hat ihr die Erlaubnis erteilt, fünf Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren zu schaffen. Doch nach der geeigneten Wohnung sucht Christina Bock seit sieben Monaten vergeblich. „Ich habe mich so auf die pädagogische Arbeit mit den Kindern gefreut, aber leider erlebe ich immer wieder die kinderfeindliche Einstellung von Immobilienmaklern und Vermietern.“

Sie suche eine 2,5- bis 3-Zimmer Wohnung mit Terrasse oder Garten, oder ein 65 qm-Büro mit Hof oder Garten zur Miete in Werden, Fischlaken oder Heidhausen, wo der Bedarf sehr groß ist. „Ich habe häufiger Anrufe von Müttern, die einen Betreuungsplatz benötigen.“ Dass die Wohnungssuche in den genannten Stadtteilen nicht ganz einfach sein würde, habe sie sich vorher gedacht, aber mit so viel Diskriminierung habe sie nicht gerechnet. Allein seit Februar habe sie wieder 39 Absagen bekommen. „Als Begründung müssen fast immer die ,störenden Kindern’ herhalten: Es heißt, sie seien zu laut, machten den Fußboden kaputt und zerstörten den Außenbereich.“ Ein Makler habe ihr rundheraus gesagt: „Sie und vier Kinder – Sie bekommen die Wohnung nicht.“

Traurig finde sie, dass oft viel wohlwollender nach Hund und Katze gefragt werde: „Oft sind Tiere erlaubt, Kinder aber nicht. Man gibt mir das Gefühl asozial zu sein, nicht zur Gesellschaft zu gehören.“ Dabei nehme sie ja eine gesellschaftliche Aufgabe wahr, die jungen Familien ebenso helfe wie dem Jugendamt. Sie gebe nicht auf, sagt Christina Bock, „aber hilflos macht mich das schon“.

Helfen wollen nun einige Vermieter und Hausverwalter, die die Geschichte von Jessica Röttges in der WAZ gelesen haben. Bei der 23-Jährigen sind bereits drei Kinder zur Tagespflege angemeldet, doch sie sucht seit Monaten vergeblich nach einer Wohnung, in der sie mit ihrem Partner leben und Kinder in der Woche betreuen kann. Auch sie hörte immer wieder: „Kinder, hier auf keinen Fall.“ Zu laut, zu dreckig, lauteten die Gründe für die Absage.