Pferdesport-Messen sind nicht die üblichen Aufenthaltsorte für Hollywood-Prominenz. Aber nach „Joey“, dem behuften Hauptdarsteller des Londoner Musical-Erfolgs „War Horse“ (von Steven Spielberg zuletzt mit Oscar-Ambitionen groß verfilmt), stand mit „Ostwind“ gestern schon der zweite Film-Pferd im Mittelpunkt der Messe. Mehr noch seine Regisseurin Katja von Garnier, die mit Filmen wie „Abgeschminkt“ und „Bandits“ in den 1990ern als Fräuleinwunder des deutschen Films gefeiert wurde. Die Freiheit, die sie damals ihrer Girlie-Band aus dem Frauenknast geschenkt hat, die findet sie inzwischen auf dem Pferderücken. Katja von Garnier ist große Anhängerin des „Natural Horsemanship“ und als solche auch auf der „Equitana“ unterwegs.

Ein Film über Sehnsucht, Freiheit

„Natural Horsemanship“ ist Reiten ohne all das, was auf dieser Messe sonst in Hülle und Fülle angeboten wird: Sättel, Halfter, Trense. Statt Zügeln sollen Vertrauen und Instinkt den gemeinsamen Weg von Pferd und Reiter lenken. So zeigt es auch ihr neuer Film „Ostwind“, der gestern in den Kinos angelaufen ist. Von Garnier hat ihre halbe Jugend im Pferdestall verbracht, hat sich als hessische Reiterin sogar mal für die Deutschen Meisterschaften qualifiziert. Dann kam ein ziemlich schwerer Sturz, das Studium an der Münchner Filmhochschule, ihr Überraschungsdebüt „Abgeschminkt“, jede Menge Drehbücher, die sich nicht wirklich interessant fand, und irgendwann die Entscheidung, erst mal nach Amerika zu gehen. Von Garnier, die heute abwechselnd in Berlin und Los Angeles lebt, mit Mann, zwei Kindern und den beiden „Adoptiv-“Pferden, hat sich Zeit gelassen für neue Projekte und will inzwischen vieles anders machen, zumindest beim Reiten. Insofern war „Ostwind“ für sie ein „Traumprojekt“, auch wenn die für schmale Budgets und enge Zeitrahmen ausgesprochen kritische Kombination aus Kinder- und Tierdarstellern eher nach Alptraum klingt. „Mit Tieren braucht man länger, mit Kindern darf man nicht so lang“ , beschreibt die 46-Jährige die Krux der Dreharbeiten und gestikuliert temperamentvoll mit den Händen: „Sowas muss militärisch vorbereitet sein und trotzdem ganz spontan entstehen können.“

Beide Hauptdarsteller, Hengst Ostwind und die 13-jährige Hanna Binke, haben sie am Ende aber restlos überzeugt. Pferde sollten nicht ihr Leben lang auf kleinem Raum eingesperrt sein und Mädchen nicht in starre Korsetts aus Erwartungshaltungen gesperrt werden, umreißt von Garnier das Konzept. Davon erzähle der Film und natürlich von der Sehnsucht nach „Freiheit, Wind und Fliegen“.