Essen. Schnee und grauer Himmel: Den Frühlingsanfang haben sich viele Menschen in Essen anders vorgestellt. Familie Frühling in Katernberg feiert Geburtstag, auf der Altendorfer Straße warten bunte Blumen auf Käufer und im Reisebüro in Rüttenscheid hoffen einige noch auf Last-Minute-Schnäppchen.
Und jetzt zum Wetter: „Der Frühling lässt auf sich warten.“ Leider wahr. Und dass, obwohl gestern der offizielle Frühlingsanfang war. Wo versteckt sich der Frühling?
Bei Familie Frühling in Katernberg kennt auch niemand eine Antwort auf die Frage. Wenigstens ist bei ihnen die Stimmung gut. Sohn Christian feiert 25. Geburtstag.
In der Frühlingsstraße in Bredeney sind auch noch keine Vorboten der neuen Jahreszeit zu entdecken. Mittwochnachmittag fällt Schnee, der Himmel ist grau und trist.
Frische, bunte Farben gibt es hingegen beim Gartencenter Seibert an der Altendorfer Straße: Hübsche Stiefmütterchen, Narzissen, Tulpen - alles ist vorrätig. Ein herrlicher Anblick. Doch die Stimmung könnte besser sein: „Wenn das Wetter so bleibt“, sagt Sascha Seibert, „geht uns das Frühlingsgeschäft flöten.“ Normalerweise kämen die Kunden ab Februar in Scharen, in diesem Jahr gingen bislang nur die Hartgesottenen in den Garten.
Auch in die Gruga kommen derzeit weniger Besucher, sagt Botaniker Martin Gülpen. Eine Ausnahme war das „Parkleuchten“, das 60.000 Besucher in den Park gelockt hat.
Blumen- und Blütenpracht des Frühlings in der Gruga
Wer aber die Blumen- und Blütenpracht des Frühlings in der Gruga bestaunen möchte, muss sich derzeit mit ein paar Frühblühern zufrieden geben: Schneeglöckchen, Alpenveilchen, auch Krokusse. „In der Dahlienarena stecken die Tulpen ihre Köpfchen nur ganz zaghaft aus der Erde“, sagt Gülpen. „Sie liegen auf der Lauer und warten auf ein paar schöne, warme Tage.“
So wie wohl jeder Essener derzeit auf ein paar Sonnenstrahlen wartet. Im Eiscafé Plückthun in Kupferdreh stehen immer noch die Winterklassiker auf der Karte, berichtet Eisverkäuferin Heike Rippert: Waffeln mit heißen Kirschen, Apfelstrudel, Pfannkuchen und - als Erinnerung an die Weihnachtszeit - Eis mit Zimtgeschmack. „Wenn wir jetzt schon richtigen Frühling hätten, wären diese Sachen nicht mehr im Angebot“, sagt Rippert. Frühlingszeit, das sei nämlich eigentlich die Zeit der Fruchteisvarianten, der Joghurt- und Erdbeerbecher.
Also ab in die Sonne?
Auf Mallorca zeigt das Thermometer am Mittwoch 16 Grad Celsius, im ägyptischen Hurghada sogar 27 Grad. Also ab in die Sonne? „Wer es sich leisten kann, der fährt in den Süden“, sagt Dirk Gurtner vom Central Reisebüro im Rüttenscheider Girardethaus. Besonders Kreuzfahrten stünden zur Zeit hoch im Kurs. Wer jetzt aber nach supergünstigen Last-Minute-Schnäppchen stöbere, brauche sich keine allzu großen Hoffnungen zu machen. Schließlich stünden die Osterferien vor der Tür. „Wer vor ein paar Monaten eine Reise in die Sonne gebucht hat“, sagt Gurtner mit Blick auf den Schneematsch auf der Rüttenscheider Straße, „hat Glück gehabt.“
Allen anderen bleibt nur eins: Abwarten. Irgendwann kommt der Frühling aus seinem Versteck.