Wer für seinen Nachwuchs vorausschauend kauft, der kauft ihm die Klamotten ein, zwei Nummern größer. So haben sie es auch bei der AOK Rheinland/Hamburg gehalten, als vor zwei Jahren die Entscheidung für einen Neubau der Zentrale im Univiertel fiel, und sie taten offenbar gut daran.

Denn die einst geplante Büro-Reserve von knapp zehn Prozent der Belegschaft, sie ist kurz vor dem Ortswechsel gegen Null zusammengeschrumpft: Wenn der Marktführer unter den Krankenkassen am Wochenende nach Ostern zunächst mit der Service-Abteilung zu seinem neuen Standort an die Friedrich-Ebert-Straße zieht, wenn in den Wochen danach die Fachabteilungen von der Jägerstraße dazustoßen und später auch die Kollegen von der Pflegekasse aus Duisburg, dann stehen auf der Habenseite des Gesundheitsstandortes Essen wieder 200 Jobs mehr als bislang. Und das neue Haus ist voll bis unters Dach.

„Wir wachsen, und wir wollen das auch“, sagt Regionaldirektor Oliver Hartmann nicht ohne Stolz. Er sieht in dem Standortwechsel im Herzen der Stadt mehr als einen nach 81 Jahren überfälligen Sprung von der etwas versteckten Anlaufstelle am westlichen Innenstadtrand in das pulsierende Quartier zwischen City und Universität.

Das neue Haus – für ihn ist es auch ein Signal an die 150.000 Versicherten, größtmöglichen Service mit einem konsequenten Blick auf Wirtschaftlichkeit zu verknüpfen. Endlich barrierefrei, endlich kurze Wege im Haus, der Abschied von baufälligen Büros, Seminarräume unterm gleichen Dach und eine helle Beratungs-Atmosphäre.

Und doch kein Protzbau, kein Schnick-Schnack, darauf haben sie immer wieder geachtet. Raufaser und schlichte Materialien also statt farbig eloxierter Fenster- wie Türrahmen und Naturstein im Foyer. Keiner soll den Eindruck haben, dass hier im Bau das Geld steckt, das man den Versicherten zuvor abgerungen hat.

Immerhin werden hier im Erdgeschoss ab dem 8. April zwischen 200 und 450 Kundenkontakte täglich abgewickelt, die 1000 Seminarteilnehmer pro Jahr nicht eingerechnet, und an dieser Frequenz, glaubt Hartmann, wird sich in den 20 Jahren des nun anlaufenden Mietvertrags nicht viel ändern: Möge das Internet andere Branchen auch umwälzen, „der Medizinbetrieb ist so kompliziert und komplex – da brauchen Sie jemanden, der sie persönlich begleitet und Türen öffnet. Das geht nicht im Internet.“

Also halten sie bei der AOK seit Jahresbeginn die Türen länger offen, und auch die übrigen Geschäft- und Beratungsstellen sollen unverändert bestehen bleiben. „Wir wollen diese Nähe.“