„Is’ ja ganz schön was los hier.“ Der Passant mit der Bierflasche in der Hand kommt zu einer ganz persönlichen Einschätzung der Lage, als die Polizei am Montagnachmittag in Mannschaftsbus-Stärke in einen Back-Shop an der Helenenstraße einfliegt. Der Einsatz gegen Drogendealer in Altendorf verfehlt seinen Zweck nicht, die Ordnungshüter laden offen ein zur Schaulust: Seht her, wir tun was. In den Häusern gegenüber öffnen sich die Fenster. Denen, die ihrer Bahn harren, wird die Wartezeit mit Sicherheit verkürzt, und auf dem Bürgersteig vor dem Laden, in dem die Beamten nach Drogen suchen, bildet sich eine Menschentraube. Illegale Betäubungsmittel sollen dort über den Verkaufstresen gehen, heißt es. „Lebensmittel“, versichert ein Neugieriger, „werden da aber auch verkauft.“

„Und bei mir vor dem Haus an der Hagenbeckstraße wird mit Rauschgift gehandelt“, steckt ein Rentner einer Polizistin, die sich dankend seinen Namen und die Bereitschaft des Mannes notiert, sein Umfeld doch mal von seiner Wohnung aus observieren zu lassen: „Solche Hinweise brauchen wir.“ Der Mann willigt just in dem Moment ein, als sich die Tür des Back-Shops öffnet und unter einem schäbigen „Coffee to go“-Schild hindurch ein Verdächtiger abgeführt wird: Zeit zu gehen für einen Asylbewerber aus dem Raum Ratingen, der in Essen eigentlich nichts zu suchen hat.

Gegen den Mann wird wie gegen fünf andere an diesem Tag ein Aufenthaltsverbot verhängt, mit dem die Behörden die Drogenhändler aus der Stadt drängen wollen. Die Polizei vollstreckt zudem zwei Haftbefehle. Rauschgift in kleinen Mengen wird in dem Haus eines deutsch-türkischen Freundschaftsvereins an der Haus-Berge-Straße gefunden. Dies ist am frühen Abend eine vorläufige Bilanz der ersten massiven Aktion, mit der die Polizei gemeinsam mit Ordnungskräften der Stadt den Druck auf die Dealer in Altendorf, in der Innenstadt und der U-Bahn erhöhen will (die NRZ berichtete).

Auch an den kommenden Tagen, kündigte Polizeisprecherin Tanja Hagelüken an, werden zeitgleiche Razzien an den einschlägig bekannten Drogenumschlagstellen fortgesetzt und es werde deutlich zu spüren sein, dass mehr Polizisten auf der Straße sind. Von der Helenenstraße geht’s für den Einsatztrupp schließlich mit der Straßenbahn zum Berliner Platz. Dort ist der Zug bereits abgefahren, kein Dealer in Sicht.