Der Krautsalat, die Würstchen, Suppe und Brötchen warten schon: Aber noch müssen sich die circa 60 Müllsammler gedulden bis zur verdienten Stärkung. Schon seit anderthalb Stunden klauben die Mitglieder des Forums der Russland-Deutschen und des slowenischen Vereins, ausgerüstet mit Harken, Schaufeln, Besen, Greifzangen und Schubkarren, all den Unrat auf, den sie rund um ihr Vereinshaus an der Heßlerstraße finden. Wo bloß der ganze Müll herkommt? „Das frag ich mich auch jedes Mal“, sagt Otto Engels, Vorsitzender der Russland-Deutschen, während er den gefühlt 20. Arm voller Flaschen in den sich langsam füllenden Container schmeißt. „Ich weiß nur eines: Wenn wir hier nicht saubermachen, macht es keiner.“
Von Altenessen bis Kettwig sind die Bürger am Picobello-Aktionstag unterwegs, um den Dreckecken der Stadt zu Leibe zu rücken. Mehr als 13 000 Helfer zählt die Ehrenamt Agentur, „das ist Rekord“, freut sich Geschäftsführerin Janina Krüger und listet auf, was die engagierten Sammler am 8. Sauberzauber alles gefunden haben. Neben den „üblichen Verdächtigen“ wie alten Elektrogeräten hat der Bürgerverein Haarzopf den wohl ungewöhnlichsten Fund gemacht: Eine halbe Tonne Eisenbahnschwellen tragen sie aus einem Gebüsch.
Auch Ursula Augustin ist seit halb zehn auf den Beinen, um ihr „Picobello-Revier“, die Böschung und das kleine Wäldchen an der Köln-Mindener-Straße, aufzuräumen. Schubkarre um Schubkarre schiebt sie an den Sammelpunkt. „Ich habe das Gefühl, die Menschen haben extra ihren Müll wild entsorgt, weil sie wissen, dass wir heute kommen“, sagt sie frustriert. Bauschutt, alte Laminatreste, eine Regentonne, jede Menge Schläuche findet sie in der Böschung. „So viel Müll habe ich noch nie gesehen“, sagt die Katernbergerin, die nach knapp vier Stunden Schwerstarbeit erschöpft auf ihr Sofa sinkt.
Ganz so schlimm sieht es an der Heßlerstraße nicht aus: Da hat Anatoli Root gerade den letzten Drecksack in den Container geleert. Gemeinsam mit den gleichaltrigen Freunden Roman und Vladimir steht der 23-Jährige nun vor der Tür des Vereinshauses und betrachtet das vollendete Werk. „Gemeinsam etwas zu schaffen, macht auch Spaß“, sagt er zufrieden. Ob er im nächsten Jahr auch wieder dabei ist, weiß er nicht: Denn das zweistöckige Gebäude, in dem die Russland-Deutschen und Slowenen untergebracht sind, wird abgerissen. Hier sollen Eigenheime entstehen. „Keine Ahnung, wo wir landen“, sagt Engels, „aber wahrscheinlich müssen wir auch dort aufräumen. Dreck gibt es überall.“