Man schrieb den 30. Juni 2007, als sich Heinz Giebel ein Herz fasste. In der Bochumer Jahrhunderthalle sprach Michail Gorbatschow, ehemaliger Präsident der Sowjetunion, vor 2000 Gästen bei der Weltfriedenskonferenz. Bewegt von dessen Rede über gegenseitiges Helfen, tat Giebel plötzlich etwas für ihn sehr Ungewöhnliches.

„Ich bin froh, dass ich helfen kann“

„Normalerweise mache sowas ja nicht“, blickt der Bergerhausener zurück, „aber ich bin aufgestanden und habe verkündet, dass ich ab sofort hörgeschädigten Kindern in Ägypten helfen möchte.“ Großen Zuspruch habe er nach der Veranstaltung erfahren, sagt Giebel. Seit einer Ohrenoperation und einem Hörsturz vor vielen Jahren ist der 71-Jährige selbst hörgeschädigt. Ein großer Ägypten-Fan war er damals schon, der Diplom-Ingenieur im Ruhestand mit einem Faible für Geschichte, Sprachen und Architektur. Mehrmals hatte er das Land besucht, Kontakte zu Einheimischen wie Ashraf Taha geknüpft. „Er ist Sicherheitsbediensteter“, erklärt Giebel, „und seine zwölfjährige Tochter Arwa hat starke Hörschwierigkeiten.“

Arwa braucht zwei Hörgeräte, die sich ihre Eltern nur unter größten Entbehrungen leisten können. „Dabei kann ich die Familie unterstützen“, sagt der Pensionär. Auch um die elfjährige Habiba abd el Aziz, ebenfalls schwer hörgeschädigt, kümmert er sich. Ihr Vater ist ein Arbeitskollege von Arwas Vater. „Ich besuche die Familien, bringe Spielzeug mit, esse mit ihnen, mache Späße“, beschreibt Giebel das innige Verhältnis. „Zwei- bis dreimal im Jahr bin ich dort.“

Das allein reicht dem Essener aber nicht. Heinz Giebel will auch informieren, vermitteln, hält Vorträge. „In einer großen, wunderschönen Moschee in Alexandria habe ich mal auf Englisch über die Verständigung zwischen den Religionen referiert“, schwärmt er, „und bekam als Geschenk einen Koran“. Der sei unverkäuflich. Großen Wert hat für Giebel auch das gerahmte Zertifikat einer Schule, die ihn nach einem Referat über die Unterschiede zwischen Deutschland und Ägypten zum „Mitglied der Schule“ ernannte. Auch der Transrapid war schon Gegenstand eines Vortrags.

In der Kleinstadt Quseir am Roten Meer ist Giebel sogar zum Ehrenbürger ernannt worden, dank seines Engagements. Besonders stolz aber ist er darauf, dass seine Hilfe zu 100 Prozent bei denjenigen ankommt, die sie am dringendsten benötigen. „Man spürt einfach die großen sozialen Unterschiede“, sagt Giebel, „und ich bin froh, dass ich helfen kann.“ Gorbatschow würde das sicherlich gutheißen.