Borbeck. .

Hund, Katze, Maus – Haustiere hat doch jeder gern. Eine Schülergruppe der Schloss-Realschule in Borbeck hat sogar Tausende davon – fleißige Bienen.

Dabei ist der Bienenstaat, den die Gruppe in einem Garten in Schönebeck im Juni vergangenen Jahres gegründet haben, noch eher klein. „Rund 20 000 emsige Honigsammler krabbeln, summen und umschwirren den kleinen bunten Kasten, den die insgesamt zehn Schüler der „Bienen-AG“ selbst bemalt haben. „Darin wohnt eine hochspezialisierte Gesellschaft“, weiß Biologie-Lehrerin Evelyn Meißner. Die erklärte Hobby-Imkerin betreut das Projekt.

Organisierte Arbeitsteilung

Im Bienenstock herrscht organisierte Arbeitsteilung: „Die Drohnen, also die männlichen Bienen, sind ziemlich unproduktiv“, berichtet Richard Schluchtmann, einer der AG-Mitglieder. Nur bei der Entstehung neuen Lebens können sie sich beim Liebesspiel mit der Königin nützlich machen.

Die Bienenkönigin selbst ist die unangefochtene Herrscherin im Bienenstaat. „Dafür ist ihr Leistungsvermögen aber auch einzigartig“, sagt Evelyn Meißner: „2000 Eier kann sie am Tag legen, im besten Fall überleben nahezu alle davon.“ Die Arbeiterinnen stemmen dagegen den gesamten Alltag in der Bienenmonarchie. Sie putzen das Bienenhaus, füttern die Larven, bringen Honig heim und bauen neue Zellen.

Erst Ende Februar sind die Borbecker Bienen das erste Mal in diesem Jahr ausgeschwärmt. Der Winter ist hart für den Hofstaat, auch wenn die intelligenten Tiere ihre eigenen Methode haben, dem möglichen Kältetod zu entgehen: Um eine wohlige Wärme von 34 Grad Celsius im Bienenstock zu erhalten, wärmen sich die pelzig-gestreiften Insekten gegenseitig in einer Traube. „In der Mitte des Knäuels befindet sich dabei – natürlich – die Majestät“, sagt Lehrerin Meißner.

Trotzdem liegen viele tote Tiere um den Borbecker Bienenstock herum. Auch dafür sind die Arbeiterinnen zuständig. „Einige Stockbienen dienen als Totengräber und befördern die Leichen nach draußen“, erklärt die Biologielehrerin. Trotz der „Ausbeutung“ durch die Königin und die Drohnen, denken die Arbeiterinnen nicht an eine Revolution. Emsig erfüllen sie ihre Aufgaben und dienen der Majestät.

Auch Menschen nutzen den Fleiß der Bienen und bereichern sich an deren süßen Honig. Aber das ist am Stock der Schlossrealschüler noch kein Thema: Der Staat besteht erst seit knapp einem Jahr und noch hat es nicht für mehr als eine Probier-Portion gereicht. „Der Honig ist aber sehr lecker“, durfte Mitstreiter Florian Schürmann im Selbstversuch feststellen. In Zukunft will die eingeschworene Schülergemeinschaft noch mindestens zwei weitere Bienenstöcke anlegen und so ihre Honigproduktion ankurbeln.

Specht als Honigräuber

Nicht nur ein strenger Winter, sondern beispielsweise auch der Specht als Honigräuber tut der kleinen Bienenkolonie nicht gut. Doch die Schüler sind clever und schützen ihren Bienenstock mit Netzen. Auch die „Varroa-Milbe“, die häufig die Drohnenbrut befällt, ist ein Feind, der schon ganze Bienenvölker in die Knie gezwungen hat. Die Borbecker Hobby-Imker haben eine pragmatische, wenn auch martialische Lösung des Problems gefunden: „Wir haben in diesem Jahr die Drohnenbrut getötet“, erklärt Lehrerin Meißner. Ganz umsonst war der Tod der Drohnen aber nicht. Siebtklässlerin Jessica Denda erzählt: „Wir haben die Wabe in einen Kochtopf gesteckt, das Wachs von den Drohnen getrennt und die Brut dann gegessen.“ Und wie hat das ungewöhnliche Mahl geschmeckt? „Zuerst wie Shrimps“, erklärt Jessica, „aber dann irgendwie auch ein bisschen seltsam.“