Man kann es drehen und wenden, wie man will: Das Grillo-Theater ist und bleibt der schönste Ort für Jazz in Essen. Schon die erstklassige Lichtregie machte die jüngste Ausgabe gleichnamiger Reihe zum Vergnügen. Doch auch klanglich war der Auftritt des „Julia Hülsmann Trio“ mit dem in New York lebenden Sänger Theo Bleckmann ein Hochgenuss .

Mit „The Unsung Weill“ präsentierten sie einen bunten Reigen (fast) vergessener Songs des einzigen deutschen Komponisten, der auch am Broadway Erfolge feierte. Lauter kleine Kostbarkeiten, die aus dem ein oder anderen Grunde aus dem Programm so famoser Musicals wie „Lady In The Dark“ (1941) oder „One Touch Of Venus“ (1943) gefallen waren.

Große Gefühle gleich vom Start weg: „This Is New“ (Text: Ira Gershwin) versprach Theo Bleckmann, der in ungemein geschmeidiger Stimmführung seines präzisen Tenors die Poesie des Materials auslotete, ohne dabei je in Manierismen zu verfallen.

Zwar standen spannungsreich inszenierte Raritäten im Mittelpunkt des Geschehens, doch boten einige Weill-Hits ihren Zuhören auch die Möglichkeit des interpretatorischen Vergleichs. Angefangen bei „Speak Low“ über den „September Song“ (aus „Knickerbocker Holiday“ von 1938) bis hin zu Brechts „Alabama Song“ von 1927 als erste Zugabe - so subtil und bewegend waren diese Standards kaum jemals zu erleben.

Das lag nicht nur, aber auch an der „Jazz Pott“-Preisträgerin Julia Hülsmann, die über die rare Begabung verfügt, als Klavier-Begleiterin ihre Vokalisten zu Höchstleistungen zu führen. Da saß jeder Ton perfekt, zeichnete die Grande Dame des deutschen Piano-Jazz mit stiller Eleganz wunderbare Linien hinter Bleckmanns vokalen Wohlklang, dem Marc Muellbauer (Bass) tiefgründige Fundamente unterlegte, während Heinrich Köbberling am Schlagzeug mit zurückhaltender Raffinesse für rhythmische Orientierung sorgte.

Ein traumhaft schönes Jazz-Programm, das eine Zierde für jedes Plattenlabel wäre.