Ein Hauch von Frühling lag in der vergangenen Woche in der Luft - doch ein erneuter Kälteeinbruch hat ihn einfach fort geblasen. Mit spürbaren Folgen auf den Essener Straßen: Allein zwischen 16 Uhr am Montag- und 14 Uhr am Dienstagnachmittag krachte es gleich 147 Mal im Stadtgebiet - alles Unfälle, die laut Polizei „weitgehend mit Glätte zu tun haben“.

Einen der zahlreichen Crashs hielt ein Facebook-Nutzer direkt via Video fest und stellte den Film ins Netz (Link zu finden unter waz.de/streuwagen). Er zeigt gleich mehrere Autos, die morgens in Byfang ineinander gerutscht sein sollen. Die Polizei bestätigte zahlreiche Zusammenstöße in diesem Bereich. Die einzig gute Nachricht bei all den Unfällen: Schwerverletzte gab es nicht, vor allem das Blech hat Schaden genommen.

Mit einem Blechschaden wurde auch ein Streuwagen der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) aus dem Verkehr gezogen - im wahrsten Sinne des Wortes: Im Süden geriet das Fahrzeug am Montagabend kurz vor Mitternacht auf der Hammer Straße/ Ecke Hammer Mark auf Abwege und landete im Straßengraben. Die Feuerwehr zog den Wagen mit Seilwinde und Greifzug aus dem Graben. Der nächste Weg führte nur noch in die Werkstatt. Glücklicherweise blieb der Fahrer unverletzt.

Durch diesen Unfall war die EBE mit einem Räumfahrzeug weniger unterwegs als geplant. Dennoch waren seit 20 Uhr am Montagabend insgesamt etwa 20 große und kleine Streuwagen im Dauereinsatz, um die Verkehrswege von Schnee und Eis zu befreien. Dienstagabend hatte der Winterdienst laut Sprecherin Bettina Hellenkamp alle 28 großen und neun kleinen Streupläne zweimal abgefahren und damit rund 300 Tonnen Salz und 60.000 Liter Sole auf die Straßen gebracht. „Wenn es wieder anfängt zu schneien, fangen wir wieder von vorne an“, kündigte Hellenkamp an. „Mehr können wir nicht machen.“

Viele Bürger sahen das anders. Auf der Facebook-Seite der Evag etwa machten die User ihrem Ärger über Busausfälle/ Verspätungen (unter anderem die Linien 141, 142, 155, 166, 180, 190) und schlecht geräumte Straßen Luft. „Die Erwartungen an uns sind überzogen“, verteidigte Hellenkamp die Arbeit der EBE. „Wir bedienen nur ein Drittel der Straßen im Stadtgebiet.“ Das sei so von der Stadt vorgegeben - nach den beiden Kriterien: verkehrswichtig und/ oder gefährlich. „Es geht darum, den Verkehr großräumig zu ermöglichen“, so Hellenkamp. „Und da war es nach unserer Wahrnehmung so, wie es sein sollte.“ Allerdings war gestern früh der Schnee auf vielen Stellen schon zu Eis geworden, als der Winterdienst sie erreichte. „Und Eis taut einfach langsamer als Schnee. Für die nächsten Tage wird Eis erwartet, aber vorerst kein neuer Schnee.