Essen. . Ausreißer in der Kriminalstatistik 2012: Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist um fast 26 Prozent gestiegen. Insgesamt zählte Essens Polizei 60.338 Fälle, aufklären konnte sie über die Hälfte.

Essen – die sichere Großstadt? Zumindest muss die Stadt den Vergleich ihrer Kriminalstatistik zu den Nachbarstädten nicht fürchten: 2012 wurden genau 60.338 Fälle angezeigt – eine Steigerung von knapp fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ebenso kletterte aber die Aufklärungsquote – um 2,3 auf über 50 Prozent, und damit über dem Landesdurchschnitt, wie Kriminaldirektor Heinrich Jüschke erfreut feststellte. Auf 100.000 Essener kamen rund 10.522 Straftaten, das ist hinter Köln, Düsseldorf, Dortmund und Duisburg Rang 5 in NRW.

„Wir behandeln nur die Kriminalität, die wir kennen“, verwies Jüschke auf die Dunkelziffer. Relativieren muss er allerdings sowohl die bessere Aufklärung, als auch die gestiegene Fall-Zahl: Ursächlich dafür sind einmal mehr die gestiegenen Fallzahlen, was wiederum an den vermehrten Kontrollen der Evag liegt. Dazu kommt ein großer Fall in einem Rüttenscheider Call-Center, das mit einer illegalen Abo-Masche rund 1.900 Betroffene bundesweit schädigte. Dazu kommen Fälle von „Leistungskreditbetrug“ bei einer Vielzahl von Internet-Käufen.

Wohnungseinbrüche

2011 blieb es der Essener Polizei im Gegensatz zu anderen NRW-Großstädten noch erspart, 2012 traf es Essen mit voller Wucht: Die Zahl der Wohnungseinbrüche nahm um fast 26 Prozent zu. 2.349 Mal versuchten und verschafften sich Einbrecher Zutritt zu Wohnungen oder Häuser. Rund neun Prozent der Fälle konnten die Ermittler aufklären. „Die gestiegene Zahl der Wohnungseinbrüche bedrückt uns am meisten“, sagte Essens Polizeipräsidentin Stephania Fischer-Weinsziehr bei der Vorstellung der Kriminalstatistik. Ein derartiger Anstieg beeinträchtige das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger: „Das fordert unsere ganzen Kräfte“, betonte sie und verwies auf die Aufnahme des Themas in das bis 2016 laufende Strategieprogramm. Die Aufmerksamkeit für das eigene Hab und Gut müsse bei den Menschen geschärft werden, auch durch entsprechende Sicherungsmaßnahmen: „Je länger ein Einbruch dauert, desto eher wird er abgebrochen.“

Gegen das Leben

„Die Chance, in Essen Opfer eines Tötungsdelikts zu werden, ist im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten sehr gering“, erklärte Kriminaloberrat Manfred Joch. Im Bereich Mord/Totschlag gab es 2012 elf Straftaten, zwei konnten nicht aufgeklärt werden. Daneben zählte die Kripo 1.149 Fälle mit ungeklärter Todesursache sowie 90 Fälle von Suizid oder Versuchen.

Raub/Körperverletzung

Unverändert blieb die Lage bei den „Rohheitsdelikten“ wie Raub oder Körperverletzungen. 5.868 Fälle stehen einer Aufklärungsquote von fast 81 Prozent gegenüber. Gestiegen sind laut Joch in diesem Bereich die Raubüberfälle auf Essens Straßen, Wegen oder Plätzen, hier konnten rund 44 Prozent der Täter ermittelt werden. 3.758 Fälle von Körperverletzungen gab es im selben Zeitraum, bei Nötigung, Bedrohung oder Nachstellen waren es 1.471.

Diebstahl

Während die Zahl leichter Diebstähle (13.566) leicht zurückging, nahmen die schweren Fälle (12.719) zu. „Da gehören auch die Wohnungseinbrüche hinzu“, merkt Statistik-Experte Joch an. Im Kommen ist leider auch der Fahrraddiebstahl. 1.747 Drahtesel wurden erbeutet, bei einer geringen Aufklärungsquote von unter fünf Prozent. Nicht zu erklären ist für die Essener Ordnungshüter der deutliche Rückgang beim Taschendiebstahl, der um 16 Prozent auf 1.896 Fälle sank. Der Schaden durch Autodiebstahl oder Diebstahl aus Pkw belief sich auf 8,2 Millionen Euro.

Sexualdelikte

359 Sexualdelikten wurden angezeigt. Die Aufklärungsquote lag bei gut 71 Prozent. Aber: Die Zahl der Vergewaltigungen stieg von 78 auf 100.

Brandstiftung

276 Mal schlugen Feuerteufel zu – ein Plus von sieben Prozent gegenüber 2011. „Rund 15 bis 25 Prozent der Fälle betreffen angezündete Autos“, erklärt Manfred Joch.

Vermisste

838 Menschen wurden 2012 als vermisst gemeldet, 381 weniger als im Jahr zuvor.

Betrug

Einen erneuten Anstieg verzeichneten die so genannten Vermögens- und Fälschungsdelikte auf 17.750 Fälle. 26,3 Millionen Euro wirtschaftlicher Schaden entstand. In Bus oder Bahn stellte die Evag 5.062 „Beförderungserschleicher“, 1.381 von ihnen waren unter 21 Jahren alt.

Rauschgift

Als „unspektakulär“ bezeichnet Manfred Joch die Entwicklung bei den Drogen-Delikten. Deren Zahl nahm ab. Im Gegensatz zu 2011 sind mit 20 Opfern drei Drogentote mehr zu beklagen.

Jugendkriminalität

Die „Ermittlungsgruppe Jugend“ betreute 116 junge Intensivtäter (unter 21 Jahre alt, mindestens fünf schwerwiegende Taten in einem Jahr). 35 wurden aus dem Programm entlassen, 29 aufgenommen. In Haft sitzen aktuell 17 junge Kriminelle.