Essen. . Schuldezernent Peter Renzel freut sich über die Ergebnisse der Schulwahl in Essen. Die Nachfrage passte zum Angebot, die Gesamtschule Süd bleibt erhalten, bei den Hauptschulen konnte der Abwärtstrend der letzten Jahre vorerst gestoppt werden. Trotzdem will Renzel das Angebot verbessern.

Das nennt man wohl eine Punktlandung. Seine Freude darüber mag Essens Schuldezernent Peter Renzel auch gar nicht verbergen: „Wir sind nach der ersten Analyse mit den Ergebnissen sehr zufrieden“, zeigt sich der Dezernent überzeugt, „dass wir ein Schulangebot vorhalten, das dem Bedarf der Eltern entspricht und in diesem Jahr bestätigt wurde“.

Es ist für Essens Schulverwaltung in der Tat der perfekte Ausgang der Anmeldetage zur Sekundarstufe I, die ideale Schulwahl von 4575 Eltern: 46,2 Prozent oder 2113 Schüler entschieden sich fürs Gymnasium, ein leichter Rückgang um 1,1 Prozent. Ähnlich sieht es bei den Gesamtschulen aus, die auf 1086 Schüler kamen. Ihr Anteil nahm von 25,3 auf 23,7 Prozent ab. Die Realschulen dürfen sich über 1054 Schüler freuen, mit 23 Prozent zwei mehr als im Vorjahr. Und an den Hauptschulen zählte man 115 Aufnahmen – ein Anteil von 2,5 Prozent und erstmals nach vielen Jahren wieder ein Plus, wenn auch um bescheidene 0,6 Prozent.

Nur wenige Erstwünsche gehen nicht in Erfüllung

Das Gute an diesen Zahlen: Nicht ein Schulstandort steht zur Diskussion, nachdem im vergangenen Jahr noch die Gesamtschule Süd die Anmeldetage nicht überstand, davor immer wieder Realschulen, vor allem aber Hauptschulen nicht auf die erforderliche Zahl von Neuschülern kamen. In diesem Jahr muss die Stadt nicht an einer Stelle nachjustieren. Sicher, ein paar Erstwünsche werden nicht in Erfüllung gehen, vor allem an den Gesamtschulen kamen 135 Jungen und Mädchen nicht zum Zuge, ein paar Gymnasien werden Ablehnungen aussprechen müssen, aber ansonsten – eitel Sonnenschein: Selbst die letzten fünf Hauptschulen in Essen können etwas entspannter in die Zukunft blicken. Alles kann so bleiben wie es ist, „die Hauptschulen haben sich auf niedrigem Niveau stabilisiert“, sagt Renzel.

Ausgezahlt habe sich in diesem Jahr ganz eindeutig die Rückkehr zum alten Verfahren: Die Gesamtschulen durften wieder zwei Wochen vor Gymnasien, Realschulen und Hauptschulen mit den Aufnahmen starten, wer dort nicht berücksichtigt wurde, hatte nun wieder genug Zeit, sich neu zu orientieren: „Diese Absicherung“, so der Schuldezernent, „brauchen die Eltern auch.“ Sehr gut akzeptiert wurden an allen Standorten die neuen Integrativen Lerngruppen (ILG). Und: an keinem Standort erwiesen sie sich als nachteilig für das Anmeldeverhalten.

Renzel sieht weiteren Entwicklungsbedarf

Trotz aller Freude: Die Hände in den Schoß legen will Peter Renzel nicht. Obwohl auf allen bezirklichen Schulkonferenzen der städtische Vorschlag, eine Sekundarschule zu gründen, abgelehnt, „die Frage dezidiert verneint wurde“, wie Renzel betont, sieht er dennoch weiteren Entwicklungsbedarf: „Unser Bildungsmonitoring zeigt, dass es sowohl aufgrund der demografischen Entwicklung als auch des Elternwahlverhaltens zumindest Nachfrageverschiebungen gibt, die wir weiter analysieren müssen“. Deshalb will die Schulverwaltung nach den Osterferien mit einer flächendeckenden Befragung der Eltern in allen ersten drei Grundschulklassen starten, „um die Erwartungen von Eltern und den Bedarf der Kinder genauer zu erfassen“. Und: „Genauso wie die etablierten Schulformen der Sekundarstufe I erfassen wir mit dieser Befragung auch die Sekundarschule“.

Ob sie, wie von der SPD gefordert, im Bezirk Zollverein in den Räumen der ehemaligen Richard-Schirrmann-Schule eine Chance haben könnte, die heute als Dependance der Krayer Franz-Dinnendahl-Schule geführt wird, „dazu ist es noch viel zu früh, dazu werden wir jetzt keine Aussage treffen“, betont Renzel. Richtig sei aber, dass 36 Jungen und Mädchen an der Dependance angemeldet wurden, um in Stoppenberg die Realschule besuchen zu können: „Uns ist klar, dass das alles nur eine Übergangslösung sein kann.“ Ob deshalb in Stoppenberg eine Sekundarschule die Antwort ist, oder eine weitere Gesamtschule neben der Gustav-Heinemann-Schule, „das ist zurzeit völlig offen, dazu werden wir erst die Befragung abwarten und die Situation analysieren“, sagt der Schuldezernent.

Realschulen diesmal die Gewinner 

Genau 4575 Eltern durften für Sohn oder Tochter eine Entscheidung treffen, sich für Gymnasium, Gesamtschule, Realschule oder Hauptschule entscheiden. Das sind 77 mehr als im Jahr zuvor, eine kleine demografische Delle.


Hauptschulen: An den Hauptschulen Bochold, Bischoffstraße, Wächtlerstraße, Marienschule und Katernberg wurden 115 Jungen und Mädchen angemeldet, dazu zehn Kinder in „Integrativen Lerngruppen“ (ILG), 30 mehr als 2012. Auf mindestens 18 Schüler für eine Eingangsklasse hat es jeder Standort geschafft, an der Wächtlerstraße können sogar zwei Eingangsklassen gebildet werden.


Realschulen: Wenn man so will der „Gewinner“ des diesjährigen Anmeldeverfahrens, allerdings waren die Zahlen vor einem Jahr auch erheblich eingebrochen. Diesmal sind es wieder 23 Prozent, oder 1054 Anmeldungen, nach 943 im Jahr 2012. Alle Standorte haben sich wieder berappelt, die Realschulen Kettwig, Essen-West, Franz Dinnendahl und die Theodor-Goldschmidt-Realschule gelten wieder als gesichert, verzeichneten teils deutliche Sprünge (Franz Dinnendahl von 47 auf 100, Essen-West von 39 auf 70 Anmeldungen).


Gesamtschulen: Die sieben Essener Gesamtschulen verloren leicht, um 1,6 auf 23,7 Prozent – macht unterm Strich 54 Jungen und Mädchen. Das lässt sich nach dem Aus für den Standort Süd problemlos verkraften, alle Standorte gelten als stabil. Wer als Zweitwunsch ebenfalls eine Gesamtschule notiert hatte, wurde nach Angaben der Schulverwaltung dort auch berücksichtigt.

Gymnasien: 2113 Jungen und Mädchen wurden an den 16 städtischen und vier privaten Gymnasien aufgenommen, davon entfielen 1606 auf die städtischen Schulen, die damit 50 Jungen und Mädchen weniger aufnehmen konnten, während die privaten Schulen ihr Angebot um 35 auf 507 Plätze ausweitete. Würden dort alle Wünsche berücksichtigt, fiele das Ergebnis für die städtischen Schulen wohl etwas schlechter aus: Gut 70 Kinder wurden am Don-Bosco, der BMV oder in Stoppenberg nicht aufgenommen. Es reicht dennoch für alle Gymnasien, auch wenn die Quote von den historisch hohen 47,3 im Vorjahr leicht auf 46,2 Prozent zurückging. Die kleinsten Schulen bleiben das Viktoria-Gymnasium (65 Anmeldungen), Grashof (66) und das Burggymnasium (67), das Gymnasium Werden bleibt mit 178 Anmeldungen Spitzenreiter, vor der Wolfskuhle (134) und dem Altenessener Leibniz-Gymnasium (129). Die Gymnasien mit ILG (Borbeck, Alfred-Krupp und Überruhr) verzeichneten teils leicht steigende Anmeldezahlen, insgesamt erweist sich Essens gymnasiale Landschaft als stabil, selbst das einstige Sorgenkind am Burgplatz hat sich in den letzten beiden Jahren wieder deutlich stabilisiert.