Es hat nicht viel gefehlt, und Thomas Mehlkopf (49) hätte hingeschmissen. Nein, der Grund dafür seien nicht die vielen „Schmäh-E-Mails“, die er immer wieder bekomme, auch von Parteifreunden und das nicht einmal anonym. Nein, es ist die Haltung der CDU-Spitze um Parteichefin Angela Merkel zur „Homo-Ehe“, die den Bezirksvertreter aus Schönebeck zur Weißglut bringt.

Thomas Mehlkopf ist Sprecher der CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung Borbeck. Er ist homosexuell und bekennt sich offen dazu. Seit zehn Jahren ist er stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Schwulen und Lesben in der Union. Dass das CDU-Präsidium dieser Tage „einmütig“ klargestellt hat, dass die Union keine steuerliche Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften anstrebe und dabei auf den Parteitagsbeschluss von Dezember 2012 verwies, bestätigt ihn nur in seinem Eindruck: Homosexuelle liefen in der CDU „permanent gegen die Wand“. Der vermeintliche Respekt, der ihnen entgegen gebracht werde, sei nur ein Lippenbekenntnis, die AG für viele nicht mehr als ein Feigenblatt.

Gleichgeschlechtliche Partnerschaften gehören zur Lebenswirklichkeit, betont Mehlkopf. Dass seine Partei sich dieser Wirklichkeit verschließe, sei dem Druck erzkonservativer Kreise geschuldet - und dem nahenden Bundestagswahlkampf. Wenn sich seine Partei da nicht mal verrechne... „Eigentlich spornen mich diese Leute an“, sagt Mehlkopf. Deshalb schmeißt er nun doch nicht hin - obwohl man seinen selbst geäußerten Zorn auf „Facebook“ so verstehen konnte. Dass die CDU in Essen viel weiter sei, helfe ihm. Übrigens: Mehlkopf lebt in einer Beziehung, aber nicht in einer eingetragenen Partnerschaft. „Das habe ich noch vor - und zwar nicht aus steuerlichen Gründen.“