Es waren Jahre zwischen Warten und Widrigkeiten, doch nun ist es geschafft: Der Kinderschutzbund konnte am Mittwoch den Schlüssel für das neue Lernhaus an der Altenessener Straße übergeben – selbstverständlich an die Kinder, denen es nun gehören soll. Bislang lernen sie in alten Pavillons auf dem selben Grundstück, „aber nun bekommt ihr wunderschöne Räume“, sagt Ulrich Spie, Vize-Vorsitzender des Essener Kinderschutzbundes. Respektable 100 000 Euro haben die WAZ-Leser beigesteuert - die Lokalredaktion hatte sich des Projekts angenommen und ihre Leser um Spenden gebeten.

Mehrfach hatte sich der Umzug verzögert: Weil Geld fehlte und die Baukosten in die Höhe gingen, weil sich die geplante Kita im Haus nicht umsetzen ließ und ein Brand die Arbeiten zurückwarf. Am Ende verlegte der Kinderschutzbund sogar seine Geschäftsstelle in die dritte Etage des Lernhauses, um das Gebäude finanzieren zu können.

Unten ist nun das neue Reich der Kinder: Sie bekommen einen Lernraum, einen Lern- und Aufenthaltsraum, Küche sowie den Kreativraum, in dem auch PC-Arbeitsplätze eingerichtet sind – nur die Computer fehlen noch. „Für Lernspiele“, betont Martin Hollinger, der zusammen mit Stefanie Brodhage die gut 70 Kinder betreut, die schon jetzt regelmäßig nach der Schule an die Altenessener Straße kommen. Damit das in den beengten Pavillons zu leisten ist, gibt es derzeit einen Zweischichtbetrieb: Von 13 bis 16 Uhr kommen die Grundschüler, von 16 bis 18 Uhr die älteren Kinder. Sie alle erhalten hier Unterstützung, die ihnen zu Hause fehlt, die auch im Ganztag an den Schulen nicht geleistet werden kann. „Wir machen hier mehr als Hausaufgabenbetreuung, wir machen eine Lernförderung“, betont Hollinger. Dabei helfen acht eigens geschulte Ehrenamtliche, die sich schon mal neben ein Kind setzen und es durch die Aufgaben lotsen. Wie Kübra (10) bestätigt: „Die helfen mir hier -- und ich habe hier mehr Freunde als in der Schule.“

Das ist keine Nebensächlichkeit: Nur wer sich wohlfühlt, kann gut lernen – und Ehrgeiz entwickeln. Zur Schlüsselübergabe für das Lernhaus haben die Kinder Wünsche notiert, und da finden sich auf den bunten Zetteln eine Schildkröte, ein Fahrrad und eine Puppe, Gesundheit und: „eine Frau und ein paar Kinder“. Elina (7) aber verkündet, dass sie Ärztin werden will, ein anderes Mädchen wäre gern Lehrerin, andere wünschen sich: „Mal gut in der Schule werden.“ Solche Kinderwünsche bestätigen, was Ulrich Spie schon immer wusste, warum er am neuen Lernhaus trotz aller Probleme festhielt: „Es gibt keine Kinder, die nicht lernen wollen. Es gibt nur Störungen – wir wollen helfen, diese zu beseitigen.“