Der Chef der ThyssenKrupp-Immobiliensparte ist für die Stadt Essen ein wichtiger Partner. Wie sollte es auch anders sein, denn neben der Stadt selbst gibt es in Essen nach wie vor keinen größeren Immobilienbesitzer als den Traditionskonzern, der in den 200 Jahren seines Bestehens stets im großen Stil Grundstücke kaufte,nutzte und teils auch wieder verkaufte. Eine in diesen Tagen bekannt gewordene Personalie hat deshalb für einiges Aufsehen gesorgt: Martin Grimm, seit 2005 Vorsitzender der Geschäftsführung von ThyssenKrupp Real Estate, scheidet zum 31. März aus dieser Funktion aus und verlässt auch den Konzern, in dem er über 25 Jahren tätig war. „Im gegenseitigen Einvernehmen“, heißt es in einer internen Information für die Thyssen-Krupp-Mitarbeiter.

Das Wirken des 55-jährigen Managers ist untrennbar verbunden mit einer Jahrhundertaufgabe: der Projektsteuerung für den Bau des Thyssen-Krupp-Quartiers an der Altendorfer Straße, die ihn viele Jahre intensiv beschäftigte und die er 2010 mit dem Umzug erfolgreich abschloss. Der promovierte Jurist hat darüber hinaus sehr engagiert an der weiteren Entwicklung des Krupp-Gürtels mitgewirkt. Das ausgedehnte Gelände zwischen Altendorf, Bochold und der Innenstadt, historischer Standort der Krupp’schen Gussstahlfabrik, gilt als die mit Abstand wichtigste Entwicklungsachse der Stadt.

Dass zwischen dem Grundstückseigentümer Thyssen-Krupp und der Stadtverwaltung dabei nicht immer Interessengleichheit herrschte, ist kein Geheimnis. Dennoch lobte Planungsdezernent Hans-Jürgen Best gestern ausdrücklich die langjährige Zusammenarbeit. „Ich bedaure den Rückzug von Martin Grimm sehr, ich habe ihn als fairen Verhandlungspartner erlebt, dem die Entwicklung der Stadt Essen am Herzen lag.“

Eine ernste Belastungsprobe in den Beziehungen gab es, als die Stadt sich wegen Bürgerprotesten nicht in der Lage sah, das Thyssen-Krupp gehörende Neubaugebiet Grüne Harfe in Heidhausen so zu entwickeln wie es ursprünglich vorgesehen war. Nach einem langwierigen Moderationsverfahren musste Thyssen-Krupp sich mit deutlich weniger Wohnbebauung bescheiden. Für Grimm ein Anlass, um im September 2010 sein Mandat im Aufsichtsrat der Essener Wirtschaftsförderung niederzulegen.

Grimm, in seiner Heimatstadt Gladbeck auch sozial sehr engagiert, machte zu seinen weiteren beruflichen Plänen keine Angaben. Die Funktion als Vizepräsident bei der Industrie- und Handelskammer Essen, will er ebenfalls noch im März niederlegen. Die zunächst kommissarische Nachfolge im Konzern übernimmt Klaus-Dieter Emmeluth, der schon bisher in der Geschäftsführung der Thyssen-Krupp Real Estate tätig war.