Essen ist nicht Paris, die Ruhr nicht die Seine und Götz Alsmann nicht Serge Gainsbourg. Und dennoch, als das musikalische Multitalent mit der tollen Tolle am Samstag in der ausverkauften Philharmonie sein nach der französischen Landeshauptstadt benanntes Programm kredenzte, da schien es dem begeisterten Publikum doch, dass wir nicht so weit weg sind von der viel gepriesenen französischen Lässigkeit.

Wer Alsmann aus dem Fernsehen kennt, mag überrascht sein, wie wenig Worte er zu Anfang macht. Wortlos folgt er seiner - wie sich bald zeigt - virtuosen Kapelle, setzt sich ans Klavier und begrüßt das Publikum auf rein musikalische Weise: „Du bist mein liebster Gast“, komplimentiert er mit einem Song von Eddie Constantine, der es schon verstand, Chansons mittels deutscher Texte in Schlager zu verwandeln.

Und dies gibt die Richtung seines Programms „Paris“, vor: Französisches Liedgut aus den 30er bis 60er Jahren von Interpreten wie Charles Aznavour oder Henri Salvador versieht er mit deutschen Texten. Dabei schafft er den Spagat, nahe am Original zu bleiben und dennoch eine bravouröse Leichtigkeit an den Tag zu legen, so dass man vergisst, dass es sich um Übersetzungen handelt. Dazu trägt sicherlich Alsmanns betonte Lässigkeit bei, mit der er seine Finger übers Piano sausen lässt, während er augenzwinkernd ins Mikro säuselt.

Und natürlich: Nach dem zweiten Lied lässt er auch den wortgewandten Entertainer in ihm raus. Von nun an nutzt er nach jedem zweiten Song die Pause, um seine Verbindung zu der Welt der Chansons auf humorvolle Art zu erläutern. Zum Beispiel wie er „Monsieur 100.000 Volt“ Gilbert Bécaud einst das erste Mal bei Kuhlenkampffs „Einer wird gewinnen“ sah und so werden wollte wie er, oder wie er als Teenager beim Versuch kläglich scheiterte, Eddie Constantines Flirttechniken anzuwenden: herrlich aufgebaute Geschichten, die einen fragen lassen, ob Alsmann nun ein besserer Musiker oder Komiker ist.

Wenn er in der zweiten Hälfte von einer Reise durch Paris erzählt, nimmt die Geschichte gar absurde Züge an, wie man sie sonst eher von Helge Schneider gewohnt ist. Auch in Alsmanns Band gibt’s Entertainer: Markus Paßlick etwa, der an den Percussions nicht nur Sticks, sondern zuweilen auch ein Baguette schwingt, oder Altfried M. Sicking, der mit viel Verve und gleich vier Schlägeln gleichzeitig zugleich Vibra- und Xylophon bearbeitet.

Nach zweieinhalb Stunden, tosendem Applaus und Standing Ovations im Saal zum Abschied des formidablen Ensembles bleibt ein beschwingtes Gefühl zurück – und das Bedürfnis, morgen mal ein Croissant statt Brötchen zu frühstücken.