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Wenn ein Ex-Schüler „Die Welle“ macht, kann das großes Theater werden: Bereits zum vierten Mal setzt Tobias Heil, einst selbst spielendes Mitglied der Theatergruppe des Gymnasiums an der Wolfskuhle, ein Stück mit aktuellen und ehemaligen Schülern um. Setzte er vorher auf bombastische Produktionen wie Musicals und Shakespeare-Stoffe, so mutet die Adaption des bekannten Schulromans schon fast bescheiden an.

„Ich hatte Lust, auch mal etwas kleineres auszuprobieren“, sagt Heil, der als Regisseur Autodidakt ist. „Und außerdem finde ich den Inhalt spannend und wichtig: Schließlich stellt das Stück die Frage, ob Nationalsozialismus heute noch in Deutschland funktionieren würde.“

Heils selbst verfasste Adaption basiert auf dem Film „Die Welle“ mit Jürgen Vogel aus dem Jahr 2008, der wiederum den US-Roman „Die Welle“ von Morton Rhue aus dem Jahre 1981 zur Vorlage hat.

Vorlagen über Vorlagen

Dieser geht auf das Drehbuch des im selben Jahr in den USA herausgekommenen Fernsehfilms zurück, das auf ein Experiment eines Geschichtslehrers fußt, wie es 1967 an einer amerikanischen Schule tatsächlich stattfand: Dieser wollte seinen Schülern auf ungewöhnliche Weise die Frage beantworten, wie es passieren konnte, dass sich im Dritten Reich so viele Menschen von den Nazis manipulieren ließen. Er führte totalitäre Unterrichtsmethoden ein, gründete mit den Schülern eine Gruppe namens „Die Welle“ – samt identitätsstiftendem Symbol und Gruß – und stärkte Disziplin und das geschlossene Handeln der Gruppe. Das Experiment gewann eine Eigendynamik: Schnell empfand sich die Gruppe, innerhalb derer auch ein Außenseiter glänzen konnte, überlegen, das Verhältnis zu Schülern, die nicht in der Gruppe waren, litt zusehends.

Der Film und damit auch Heils Version unterscheidet sich in einigen wesentlichen Dingen von dem amerikanischen Buch: Nicht nur dass Filmregisseur und Drehbuchautor Dennis Gansel die Handlung an ein Gymnasium im heutigen Deutschland verlegt hat, auch hat er die Handlung und insbesondere das Finale nicht unwesentlich dramatisch zugespitzt. „Damit eignet sich der Film wesentlich besser für die Umsetzung auf die Bühne“ ist Tobias Heil überzeugt.

Wer übrigens glaubt, dass, auch wenn es die Vorlage hergibt, sich Heil auf eine kammerspielartige Inszenierung beschränkt, der kennt den ambitionierten jungen Mann schlecht. Ein 25-köpfiges Schulorchester plus Band und Drumline-Ensemble begleiten die Schauspieler mit Livemusik. „Ich finde es schön, unterschiedliche Kurse und AGs unter einem Hut zu bringen“, sagt er. So kommen hier nicht nur Band-, Orchester und Theater AG, sondern auch die Technik-AG zusammen. „Das wird ein richtiges Schulprojekt“, freut sich Heil.