Wer sein Kind schon bei der Geburt bei der Lieblings-Kita angemeldet hat und später doch eine Absage bekommt oder wochenlang vergebens von Tagesmutter zu Tagesmutter tourt – der wird den Beteuerungen der Stadt nicht glauben mögen, dass alles in Sachen Kita-Ausbau unternommen wird.

Tatsächlich hat Essen jahrzehntelang versäumt, ausreichend Kitas zu bauen, um auch nur dem Rechtsanspruch der Kinder über drei gerecht zu werden – auch zum kommenden Kita-Jahr werden die 100 Prozent nicht erreicht. Tatsächlich sind von den fürs laufende Kita-Jahr geplanten Plätzen für Kinder unter drei 25 Prozent nicht eingerichtet worden.

Und doch: Bei aller berechtigter Kritik darf man den Verantwortlichen glauben, dass sie die Zeichen der Zeit verstanden haben und nun beherzt handeln. Nicht nur weil es ab August auch einen Rechtsanspruch für Kinder unter drei gibt, sondern auch weil man den Elternwillen ernst nimmt. So will sich Sozialdezernent Peter Renzel nicht mit einer Versorgungsquote von 35 Prozent zufrieden geben, wie sie dem Gesetzgeber vorschwebt. Die Erfahrung lehre, dass mehr und mehr Eltern ihre Betreuungswünsche anmelden, wenn diese erst mit einem Rechtsanspruch unterfüttert sind.

Trotz aller Anstrengungen werden die Versäumnisse der Vergangenheit nicht im Eiltempo zu heilen sein. Doch wer sich mit Müttern und Vätern unterhält, deren Kinder heute Teenager sind, merkt schnell, dass wir schon fast paradiesische Verhältnisse haben. Angefangen damit, dass der durchschnittliche Kindergarten nicht mittags schon dicht macht. Eine positive Entwicklung, die mit dem Ganztag an Grundschulen fortgeschrieben wird. Man kann von der Stadt immer noch mehr fordern. Man kann aber auch ein wenig Entgegenkommen vom Arbeitgeber verlangen. Nicht zuletzt darf man etwas Kreativität (Absprachen mit Familie und Freunden) von den Eltern selbst erwarten. Der Staat muss kein Rundum-Sorglos-Paket liefern.