Borbeck. .

Seit 150 Jahren steht die Kirche auf der kleinen Anhöhe am Alten Markt. Sie dokumentiert das Selbstverständnis einer damals wachsenden Gemeinde und prägt das Stadtbild. Noch heute sprechen Nachbarn vom „Borbecker Dom“. Für die Angehörigen von St. Dionysius und ihren Gästen ist das Jubiläum Anlass für ein Jahr mit zahlreichen Veranstaltungen, „bei denen die Begegnung, der Austausch und das Zusammenwachsen im Mittelpunkt stehen“, beschreibt Pfarrer Jürgen Cleve. „Ja zum Glauben“ lauten Einladung und Anspruch.

Wie die Gemeinde den Bau ihrer neuen Kirchen ab 1848 in Angriff nimmt, dokumentiert eine Ausstellung, die am Sonntag, 3. März, um 11 Uhr, in der „Alten Cuesterey“, am Weidkamp 10, eröffnet wird. Auch das Borbecker Heimatmuseum steht auf einem Hügel – nur ein paar Stufen unterhalb der Kirche. Dort haben Gemeindemitglieder zahlreiche Dokumente zusammengetragen. Die Ausstellung präsentiert nicht nur alte Kirchenbücher und Zeichnungen. Es sind auch wertvolle Fahnen von Gemeinde-Gruppen zu sehen. „Manches Stück habe ich zusammengeknubbelt in der Sakristei gefunden“, beschreibt Heinz Kreul seine Rettungssaktivitäten. Einige Fahnen habe Otmar Vieth, einst Pfarrer an St. Dionysius, restaurieren lassen.

Die Ausstellung zeigt auch Stadtgeschichte: Die Zeit zwischen der Märzrevolution 1848 und Bismarcks Reichsgründung 1871 lähmt auch die preußische Verwaltung. Dennoch verurteilt am 13. März 1848 ein „Geheimes Obertribunal zu Berlin“ diesen Staat – als rechtlichem Nachfolger der Borbecker Fürstäbtissin – zwei Drittel der Kirchbau- und Unterhaltskosten zu übernehmen. Die Borbecker Gemeinde kann mit diese Kapitaldecke im Rücken ihr Anliegen voran treiben. Am erst am letzten Apriltag 1855 kommt die Baugenehmigung.

Es dauert weitere sechs Jahre, bis die Gemeinde genug Geld gesammelt hat, um eine hölzerne Notkirche auf dem Germaniaplatz zimmern zu lassen. Johann Heege aus Bottrop erledigt das für 1632 Taler. Im Januar 1862 beginnt der Abbruch der alten Kirche zwischen Friedhof und Markt. Am 18. August legt die Gemeinde den Grundstein für ihr neues Gotteshaus. Nach den Entwürfen von Vincens Statz lässt der Regierende Baumeister Krüger die Kirche errichten. Im Rohbau feiert die Gemeinde am 23. Dezember 1863 die erste Heilige Messe.

Auch in Borbeck gehen danach, wie überall in der Nachbarschaft, die Bauarbeiten an Turm, Langschiff und Absis weiter. Es folgen das Turmkreuz und die Gestaltung des Kirchplatzes, der wegen des größeren Neubaus nun kleiner ausfällt. Der Kölner Erzbischof Paulus Melchers weiht die Borbecker Kirche am 24. Mai 1867. Die Erweiterung der Sakristei ist ein Jahr später fällig. Die Ausmalung, eine Elektroinstallation und der neue Hochaltar folgen erst rund 40 Jahre später.

„Es gab Pläne, noch ein Querschiff einzuziehen. Dann wäre die Kirche noch größer geworden“, sagt Heinz Kreul. „Aber dafür war wohl kein Geld da.“ Der Borbecker Kirchenneubau gehört zu den ersten im heutigen Essener Nordwesten. Um den Gläubigen aus der weitläufigen Nachbarschaft einen „Ort der Geborgenheit und des Betens“ zu geben, hat der Sakralbau diese Dimensionen erhalten: Länge: 62,5 Meter, Breite: 21,5 Meter, First: 22 Meter und Turm rund 64 Meter.

Bei einem Bombenangriff am 25. Oktober 1944 wird die „Borbecker Dom“ bis auf die Grundmauern. Von 1949 bis 1951 folgt der Wiederaufbau. Alle Kirchendaten finden sich in der Ausstellung. Nach wie vor steht die Kirche mitten im Dorf.