Wie stark der morgige Pädagogen-Ausstand sich bemerkbar machen wird, ist schwer abzusehen. Fast jeder fünfte Lehrer in Essen ist „nur“ angestellt: viel zu viele, findet die Gewerkschaft – aber möglicherweise zu wenige, als dass die Streikenden unter ihnen den Schulbetrieb tatsächlich zum Erliegen bringen könnten. Von einer Situation wie in den neuen Bundesländern, wo man nach der Wende kaum Lehrer verbeamtete und die Kollegien laut GEW inzwischen zu 80 bis 100 Prozent aus Nicht-Beamten bestehen, ist NRW dann doch weit entfernt.
„Im Kollegium kein Thema“
Am deutlichsten dürfte der Ausstand in Essen noch an den Gesamtschulen zu spüren sein. Nicht zufällig hat die GEW sich die Gesamtschule Bockmühle als Ziel ihres morgigen Protestzugs ausgeguckt. An dem Standort in Altendorf, wie überhaupt an den Gesamtschulen, gebe es besonders viele nicht verbeamtete Lehrer. An der Bockmühle stellen sie mehr als die Hälfte des 135-köpfigen Kollegiums, heißt es aus Gewerkschaftskreisen. Schulleiter Prepens kennt die genaue Zahl nicht. „Unter den Kollegen ist das Gott sei Dank kein Thema – was mich eigentlich wundert. Es kann nicht sein, dass ein Berufsanfänger mehr verdient als ein langjähriger Lehrer, nur weil der eine Beamte ist und der andere nicht.“
Müssen Lehrer Beamte sein?
Beamter wolle er übrigens gar nicht unbedingt werden, er streike lediglich für gleichen Lohn, sagt der Förderschullehrer Thomas Koritko – ja, er habe das Angebot damals sogar ausgeschlagen, das Beamtentum entspreche nicht seinem Selbstverständnis. „Hätte ich gewusst, wie deutlich die Schere in den folgenden Jahren auseinandergeht, ich hätte anders entschieden.“
Müssen Lehrer überhaupt Beamte sein? Immer mal wieder warfen Politiker in der Vergangenheit diese Frage auf. Gewerkschaftsfrau Pape steht dazu ebenso wie Lehrer Koritko: „Uns geht es um gleiches Geld für gleiche Arbeit, dann stellt sich diese Frage gar nicht.“
An der Gesamtschule Bockmühle stellt man sich derweil für morgen schon mal auf einen schwierigen Schultag ein. „Bei uns wird sicherlich Unterricht ausfallen“, so Schulleiter Prepens, „zumal viele Kollegen die Grippe haben. Wir werden uns was einfallen lassen müssen.“ Ein weiterer Streik-Schwerpunkt in Essen könnte laut GEW die Erich Kästner-Gesamtschule in Steele sein. Auch an den Berufkollegs fänden sich viele Nicht-Beamte. „Je größer die Systeme, desto eher gibt es dort angestellte Lehrer.“ Nicht verbeamtet seien ebenso die meisten der herkunftssprachlichen Lehrer, die Kinder mit Migrationshintergrund in ihrer Muttersprache unterrichten. Insofern könnten auch Grundschulen den Streik zu spüren bekommen, so die GEW..