Die Chemie zwischen Freya Engelmann (74) und Bella stimmte gleich. 2008 haben sie sich kennengelernt im Büro der Blindenführhundschule Küch: „Bella stürmte auf mich zu“, erinnert sich die Rüttenscheiderin, für die es der erste Hund ist. Dann war es durchaus anstrengend, sich auf ihn einzustellen, gegenseitig Vertrauen zu fassen. Heute sagt Freya Engelmann: „Mit Bella bin ich wieder frei und selbstständig.“
Mit der Labradorhündin hat sie sich auch geoutet, denn bis dahin wussten nur Familie und enge Freunde, dass Freya Engelmann fast blind ist, nur auf dem linken Auge noch zwei Prozent Sehkraft hat. Mit 30 musste die Realschullehrerin, die Musik studiert hat, ihren Beruf aufgeben. Ehrenamtlich spielt sie weiterhin Klavier in ihrer Rüttenscheider Gemeinde, und geht es zum Einkaufen auf die Rü, heißt das Kommando für Bella: „Links, voran.“ Bella bleibt an der Ampel stehen, zeigt Treppen an, indem sie sich quer vor ihre Besitzerin stellt, führt sie sicher zur Apotheke und am liebsten auf den Markt: „An den Wurststand natürlich“, verrät die 74-Jährige, die Bellas Arbeit regelmäßig mit Leckerchen belohnt. Mit ihr fährt sie auch wieder allein in die Stadt. Zuvor sei ihr Mann besorgt gewesen, ging lieber mit. Nun führt der Hund sie durch die Gänge mit den Kleidern und zum Lift. „Wenn sie nur einmal in einer Filiale war, findet sie den Weg beim zweiten Mal sofort“, lobt ihre Besitzerin. „Bella ist besonders intelligent und sehr menschenbezogen.“ Kurzum: Bella ist nicht nur perfekt, „alle lieben Bella“, vor allem die Enkelkinder. Und wenn ihr Mann Gerd Engelmann Bella ohne ihr Führhundgeschirr ausführt, dann ist sie eine ganz normale Hündin. Sie tobt am liebsten mit Welpen oder spielt mit Stofftieren, schnuppert im Haumannpark oder spaziert durch die Gruga.
Pantoffel bringt Bella zwar nicht, sagt Freya Engelmann lachend, „aber sie gibt mir absolute Sicherheit“. Auch im Urlaub, ob in den Bergen oder am Strand, in Tirol oder auf Rügen, ist die Hündin immer dabei. „Ich würde sie nie mehr hergeben“, sagt die 74-Jährige, die nicht nur dem Ausbilder Siegfried Küch dankbar ist, dass er den richtigen Hund für sie ausgesucht hat. Dankbarkeit empfindet sie auch gegenüber der Patin, bei der Bella aufwuchs. Und die die Hündin dann wieder abgegeben hat, damit sie ihr nun helfen kann. Freya Engelmann steht mit der Patin immer noch in Kontakt und berichtet von Bella.