Essen.. Der Stadt Essen fehlen 123 Millionen Euro, um Modernisierungsmaßnahmen an den Schulen durchzuführen. Das Beispiel der Franz-Dinnendahl-Realschule in Kray zeigt, wie dringend die Situation mittlerweile ist. Der Putz bröckelt von den Wänden. Eltern, Schüler und Lehrer packen nun selbst an.
Ob Hochtief, Evonik Industries, Siemens, die Sparda Bank West oder die Deutsche Bahn – die Franz-Dinnendahl-Realschule in Kray hat sie alle mal ins Boot holen können: Seit 1989 arbeitet man schon intensiv mit „außerschulischen Partnern“ zusammen. Doch auch Partner von innerhalb der Schule werden regelmäßig eingebunden – Eltern, Schüler und Lehrer, so wie jüngst bei einer aufwändigen Aus-hässlich-mach-schön-Aktion. Die hatte das in die Jahre gekommene Gebäude auch bitter nötig, selbst wenn die moderne Photovoltaikanlage der Solargenossenschaft auf dem Dach anderes vermuten lässt.
„Der Putz bröckelte von den Wänden, die Flure wurden bisher höchstens Mal vom Hausmeister gestrichen“, sagt Rektor Christian Ponten. Eine gute Lern- und Arbeitsatmosphäre, da waren sich Schüler, Lehrer und Eltern einig, bieten viele Teile des Gebäudes schon lange nicht mehr. Und so werden obendrein auch noch zehn Klassenräume gestrichen.
201 Schulgebäude an 157 Standorten
Ein Einzelfall ist die Franz-Dinnendahl-Realschule nicht: Neben dem Haus an der Schönscheidtstraße 174 unterhält die Stadt Essen 201 Schulgebäude an 157 Standorten – mit einem Modernisierungs- und Sanierungsstau von sage und schreibe 123 Millionen Euro (Stand November 2012), so die Zahlen der kommunalen Immobilienwirtschaft.
Im sogenannten „Instandhaltungsverzeichnis“ enthalten seien jedoch nur anstehende Maßnahmen aus den Bereichen Verkehrssicherheit, gesetzliche Verpflichtung, Brandschutz, Gebäudesubstanz und Funktionalität. General- oder energetische Sanierungen, die einigen Standorten ebenso zuträglich wären, umfasst sie nicht. Informationen über Räume an Essener Schulen, die wegen Mängeln derzeit gar nicht genutzt werden können, liegen der Immobilienwirtschaft nicht vor.
Nachtspeicher und Einfachverglasung
Doch was nutzbar und vor allem zumutbar ist, ist – wie so oft – eine Frage des Betrachters. So werden an der Geschwister-Scholl-Realschule teilweise immer noch in die Jahre gekommene, ineffiziente und unwirtschaftliche Nachtspeicher eingesetzt. Über die Einfachverglasung, die manchen Raum noch immer ziert, mag Rektor Helmut Feldkirchner da (fast) nicht mehr klagen.
Die Stadt bezahlt nicht mal die Farbe
Helmut Feldkirchner, bis vor kurzem noch Sprecher der Essener Realschulrektoren, ärgert sich viel mehr über das, was seinen Schülerinnen verwehrt wird – ein neues stilles Örtchen. Das „Sorgenkind“ der Schule sei nicht etwa mutwillig zerstört oder beschmiert worden, im Gegenteil, es ist einfach nur ziemlich alt, zählt zur Erstausstattung von 1957.
„Unsere Eltern wollen einen nennenswerten Betrag investieren, darunter einige, die ein Fliesengeschäft besitzen oder einen Sanitärbetrieb“, so Feldkirchner. Für den reinen Materialpreis würde man tätig werden, alles auf den neusten Stand bringen, doch das wolle die Immobilienwirtschaft der Stadt nicht. „Das ist nicht gestattet“, „Wir haben schlechte Erfahrungen gemacht“ oder „Wir lassen nur seriöse Firmen ran“ – das hätten die Eltern zu hören bekommen, außerdem die Bitte, das Geld doch lieber an die Stadt zu spenden. Man werde dann selbst tätig.
Gestattet sind nur Verschönerungsarbeiten
„Die Eltern stehen dem achselzuckend und mit großem Unverständnis gegenüber“, sagt der Rektor. Denn wenn die Stadt Essen wirklich tätig wird, dann dürfte es am Ende deutlich mehr kosten. Ehrenamtliche hat sie schließlich nicht zu bieten, die Schulpflegschaft dagegen schon.
Stefan Schulze vom Presseamt der Stadt bekräftigt: Fliesen-, Boden-, und Installationsarbeiten, Anstriche an Türen, Arbeiten an Sanitär- sowie technischen Anlagen dürfen einzig von Fachfirmen ausgeführt werden, und zwar nur von jenen, die die Stadt beauftragt. Einzig Verschönerungsarbeiten, wie die an der Franz-Dinnendahl-Realschule, seien gestattet.
8000 Euro Materialkosten
Womit man zurück ist bei Rektor Christian Ponten in Kray: Drei Tage lang haben seine Kollegen, etwa 400 Schüler und 50 Väter und Mütter die Flure und Klassen gestrichen – so, dass sie nun wieder „richtig schick“ sind, wie eine Schülerin betont. Zuvor hieß es aber, 8000 Euro fürs Material über einen Sponsorenlauf zu akquirieren. Für eine schönere Schule hat man sich hier also gleich zwei Mal ins Zeug gelegt.
Innenwände in Klassen-, Mehrzweck- oder Betreuungsräumen, Toilettenanlagen oder Pausenhallen dürfen Eltern, Schüler und Lehrer streichen. Eine Abstimmung mit der Stadt ist nicht notwendig. Auflagen gibt es nicht.
Beratung durch Bauleiter
Auf Wunsch beraten die Bauleiter der Immobilienwirtschaft in Bezug auf die Qualität der Baumaterialien und geben Tipps. Mit der Unfallkasse Düsseldorf ist geregelt, dass die handelnden Personen versichert sind.