Heidhausen. .

Seit der Inbetriebnahme als „Heilstätte für Trunksüchtige catholischer Konfession“ im Jahr 1901 betrieb der Orden der Kamillianer die Fachklinik Kamillushaus an der Heidhauser Straße. Nach 112 Jahren geben die Patres das Heft nun aus der Hand; die Katholische Klinik Ruhrhalbinsel (KKR) wird den Betrieb an der Fachklinik Kamillushaus fortführen. Entlassungen werde es nicht geben, so versichert KKR-Geschäftsführer Martin Blasig.

Während der beiden Weltkriege als Lazarett genutzt, diente das Haus ab 1945 bis 1952 als Station für Innere Medizin der im Bombardement völlig zerstörten Uniklinik. „Davor und danach waren wir immer eine Suchteinrichtung für Trinken“, sagt Pater Dietmar Weber, der auch heute noch als Seelsorger im Haus tätig ist.

Mehr als 16 000 Patientenin 112 Betriebsjahren

Mehr als 16 000 Patienten haben den Betrieb im dunkelroten Klinkerbau auf der Heidhauser Höhe über die Jahre durchlaufen. „Mit unserer Arbeit waren wir immer Vorreiter“, sagt Pater Weber. „Dass man in der Sucht-Reha Sozialarbeiter und Therapeuten einsetzt, hat hier begonnen.“ Und auch die Selbsthilfeorganisation für ehemalige Alkoholiker Kreuzbund hat ihre Wurzeln im Kamillushaus.

Innovativ sei die Klinik mit ihrem interdisziplinären Ansatz gewesen. Während man in Fachkreisen davon ausgeht, das fünf Prozent der Menschen, die eine Entgiftung durchlaufen haben, einen anschließenden Platz für eine Langzeit-Therapie bekommen, liegt die Zahl im Kamillushaus bei 40 Prozent. Der Grund liegt auf der Hand: Unter einem Dach gibt es in Heidhausen Entgiftung, Reha-Plätze und Tagesklinik. Womit Wartezeiten entfallen – und der so genannte „Drehtüreffekt“.

„Es passiert häufig, dass Menschen aus der Entgiftung kommen, allein gelassen werden und wieder rückfällig werden“, sagt Pater Weber. Am Kamillushaus ist der Übergang fließend, denn Entgiftung und Reha arbeiten zusammen. Ausweiten will man das Konzept durch den Zusammenschluss mit der KKR, „denn das Krankenhaus verfügt mit seinen medizinischen Einrichtungen über ganz andere Möglichkeiten, als es bei uns der Fall ist.“

Akutpatienten mit einer Alkoholvergiftung etwa darf das Kamillushaus nicht aufnehmen, „doch in Kupferdreh ist das möglich“, so Weber. Nach der Akutbehandlung könnten Patienten von Kupferdreh auf die Heidhauser Höhe verlegt werden und ebenso die Einrichtungen des KKR nutzen, wenn internistische oder neurologische Hilfe nötig sei.

Leichten Herzens haben die Kamillianer den Betrieb nach 112 Jahren nicht aufgegeben. „Aber wir haben uns in den letzten Jahren von der Politik sehr allein gelassen gefühlt“, sagt der Pater. Allein 1,8 Millionen Euro habe der Orden aufbringen müssen, um das Haus zu sanieren. Jährlich habe man ein Defizit von 130 000 Euro erwirtschaftet, „diese Verluste hat der Orden übernommen. Aber es kann natürlich nicht die Aufgabe von Orden sein, das deutsche Gesundheitswesen zu unterstützen.“

Die hohen Kosten der Sanierung schob man lange Zeit vor sich her, „und irgendwann war uns klar: Wenn uns das Fortbestehen des Hauses ein Anliegen ist, müssen wir den Betrieb in ander Hände geben“, so Dietmar Weber. Hinzu kamen die Nachwuchssorgen des Ordens, der sich derzeit neu strukturiert.

Auch in Heidhausen werden sich die Kamillianer räumlich verkleinern. Vor Ort bleiben wollen sie dennoch. „Wir sind noch mit sieben Patres im Kamillushaus aktiv. Das wird auch in Zukunft so bleiben“, sagt Dietmar Weber.