Mittags glühen an der Henricistraße in Bergerhausen die Drähte, nicht selten werden bis zu 90 Anrufe pro Stunde registriert. Täglich laufen sogar bis zu 800 Notrufe in der Zentrale der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) ein, davon im Schnitt rund 250 aus den drei Städten Essen, Bottrop und Mülheim. Nicht immer befindet sich der Anrufer in einer akuten Notlage, doch wenn es so ist, dann können die Mitarbeiter schnell reagieren.

Seit mehr als 25 Jahren ist der Hausnotrufdienst der Johanniter in Betrieb und hat sich in dieser Zeit nach Angaben des Verbands zum größten Dienst seiner Art in NRW entwickelt. Im Regionalverband Essen, der auch die Nachbarstädte Bottrop und Mülheim umfasst, werden inzwischen mehr als 5000 ältere, kranke und behinderte Menschen betreut, zudem werden Hilfseinsätze in vielen anderen Städte über die Einsatzleitzentrale in Essen koordiniert. „Moderne Technik und speziell geschultes Personal garantieren schnelle Hilfe“, werben die Johanniter.

Rund um die Uhr, 365 Tage

Anders als beim so genannten Nachbarschaftsmodell, wo versucht wird, die Hilfen an Bezugspersonen weiterzuvermitteln, entwickelten die Johanniter 1987 ein eigenes, erweitertes Modell – mit einer Leitstelle, die an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr besetzt ist, mit rettungsdienstlich ausgebildeten Mitarbeitern, die mit speziell ausgerüsteten Fahrzeugen ausrücken, um Erste Hilfe leisten zu können. Neben einer Ausbildung als Rettungshelfer erhält jeder Johanniter eine theoretische Schulung sowie eine Ortskenntnisschulung, bevor eine umfassende Praxisphase beginnt.

Um ständigen Kontakt zur Leitstelle gewährleisten zu können, wird in der Wohnung des Hausnotruf-Teilnehmers ein Anrufbeantworter ähnliches Zusatzgerät an die Telefondose angeschlossen. Über das Drücken einer roten Taste wird im Notfall ein Alarm ausgelöst. Etwa 20 Sekunden später wird der Hilfesuchende in der Leitstelle elektronisch identifiziert, alle relevanten Daten erscheinen automatisch auf dem Bildschirm. Über eine Sprechverbindung wird Kontakt hergestellt und darüber abgeklärt, welche Hilfe notwendig ist. Zeichnet sich schon während der Notruf-Annahme ab, dass ein akuter medizinischer Notfall vorliegt, wird parallel ein Notarzt alarmiert.

Für einen weiteren Schutz sorgt eine im Notrufgerät eingebaute Sicherheitsuhr. Jeder Teilnehmer ist angehalten, zweimal am Tag die gelbe Taste zu drücken. Wenn er das vergisst oder nach einem Unfall im Haus nicht mehr in der Lage dazu ist, löst das Gerät nach 24 Stunden automatisch einen Alarm aus. „Dadurch wird verhindert, dass jemand womöglich tagelang hilflos in der Wohnung liegt“, so Volker Niemann, Leiter des Hausnotrufdienstes bei den Johannitern.