Besonders oft wird die rote Karten in Essen an den Hauptschulen gezückt: 7,5 Prozent der Schüler blieben dort im Schuljahr 2011/12 sitzen, an den Realschulen waren es 4,8 Prozent, an den Gymnasien 1,8, an den Gesamtschulen 1,5.

An den Gesamtschulen bis Klasse 9 „nicht vorgesehen“

Die Gesamtschulen nehmen in Sachen Sitzenbleiben eine Sonderrolle ein. „Sitzenbleiben ist bis Klasse 9 nicht vorgesehen“, sagt Klaus Prepens, Leiter der Gesamtschule Bockmühle, und das sei auch gut so. „Wenn einer in der siebten Klasse seinen 16. Geburtstag feiert, hilft ihm das nicht weiter.“ Doch selbst in Prepens, Vertreter der Gesamtschule mit ihren Idealen von Chancengleichheit und sozialem Lernen, findet sich kein Glaubenskrieger contra Sitzenbleiben. Ehrenrunden seien in Einzelfällen sinnvoll und möglich, allerdings nur in Absprache mit den Eltern. Die Zahl der Fälle an der Gesamtschule Bockmühle schätzt Prepens auf ein bis zwei pro Jahr.

Genau hinzuschauen, wann an einer Nicht-Versetzung wirklich kein Weg vorbei führt, dazu mahnt auch Klaus Peter Kleinsimon, Leiter der Schulpsychologischen Beratungsstelle der Stadt. „Mein Eindruck ist, dass Sitzenbleiben eher wenig bringt.“ Bei versetzungsgefährdeten Kindern und Jugendlichen sei das Problem selten der Intellekt, sondern vielmehr das Arbeits- und Sozialverhalten. „Und das ändert sich nicht, nur weil man eine Klasse wiederholt. Das von Lehrern und Eltern oft vorgebrachte Argument, dieser oder jene Schüler brauche mal einen Schuss vor den Bug, ist meistens falsch. Ich habe viele gesehen, die danach untergegangen sind.“

Es gebe aber nun mal auch die anderen Fälle, sagt Kleinsimon, und sei es in geringer Zahl. „Manchmal kommt es vor, dass Sitzenbleiber aufblühen, weil sie wieder Selbstvertrauen spüren. Das sind die, die dann gleich zum Klassensprecher gewählt werden.“ Das scharfe Schwert Nicht-Versetzung – auch Kleinsimon würde es Lehrern nicht aus der Hand nehmen wollen.